Kärtner Polizei sprengt Drogenring: 20 Festnahmen

Kärtner Polizei sprengt Drogenring: 20 Festnahmen
Kiloweise Heroin und Kokain wurden aus Italien über die Grenze geschmuggelt und mehr als 100 Abnehmer im Großraum Klagenfurt beliefert.

Die Kärntner Polizei hat einen auffällig gut organisierten Drogenring gesprengt. Wie die Verantwortlichen am Freitag vor Journalisten sagten, wurden 20 Personen festgenommen. Sie sollen kiloweise Heroin und Kokain aus dem Großraum Ferrara in Italien geschmuggelt und in Klagenfurt an mehr als 100 Abnehmer verkauft haben. Der Straßenverkaufswert der Drogen wird mit rund 500.000 Euro beziffert.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um 19 nigerianische Staatsbürger im Alter von 21 bis 28 Jahren und einen 68-jährigen Österreicher mit nigerianischen Wurzeln. Wie Hauptermittler Philipp Glanzer sagte, sei auffällig, dass die Mitglieder des Drogenrings mit einer „firmenartigen Struktur“ gearbeitet haben: „Die Aufgaben waren alle aufgeteilt: Von der Verteilung über den Vertrieb, die Verpackung bis hin zur Vergabe des Suchtgifts an die Subdealer.“

Flüchtlinge als Drogenkuriere

Bei den Drogenkurieren, die die Ware nach Österreich gebracht haben, handelt es sich großteils um Flüchtlinge, die in Italien für diese Dienste rekrutiert wurden. Nachdem die Drogen verkauft waren, wurde das eingenommene Geld dem 68-Jährigen übergeben, der es verwaltete. Ein Teil wurde über Kuriere nach Nigeria gebracht, wo es an die Familien der Dealer übergeben oder überwiesen wurde.

Hausdurchsuchungen

Montagfrüh hatte es in insgesamt sechs Wohnungen in Klagenfurt Hausdurchsuchungen gegeben, an denen fast 100 Beamte - unter ihnen Cobra, Einsatzeinheit Kärnten und Diensthundeführer - beteiligt waren. Den 20 Personen wurde bisher der Verkauf von drei Kilogramm Heroin und zwei Kilogramm Kokain nachgewiesen. „Die Einvernahmen der Abnehmer laufen aber noch, wir gehen also davon aus, dass sich die Menge noch nach oben korrigieren wird“, sagte Ermittler Mario Wurzer.

Die Verdächtigen sind großteils nicht geständig: „Einer der Drahtzieher gibt zwar zu, Kokain verkauft zu haben, will aber nichts von einer kriminellen Vereinigung gewusst haben“, berichtete Wurzer.

Schmuggel via Bahn, Bus und Auto

Dem Suchtgiftring war man auf die Schliche gekommen, als man vermehrt Bodypacker in Kärnten erwischt hatte. Ging man erst davon aus, dass die Drogen für Wien bestimmt waren, kristallisierte sich immer mehr der Großraum Klagenfurt als Ziel heraus. Die Kuriere reisten mit allen möglichen Verkehrsmitteln: Mit Zügen ebenso, wie mit Bussen oder Privatautos.

Bei der Polizei spricht man bei dem aktuellen Einsatz von einem Schlag, der „spürbar für die Community“ gewesen sei - dennoch bestehe die Möglichkeit, dass nun „andere Strukturen“ in den leeren Raum vorstoßen werden. Dem könne man am besten mit Präventionsarbeit entgegenwirken, so die Ermittler.

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