HCB-Skandal wird jetzt Forschungsprojekt

Rund 80 Personen haben sich entschieden, ihr Blut auf HCB-Belastungen untersuchen zu lassen.
Umweltbombe liefert Wissenschaftlern den Anlass, die Wirkung auf den Menschen zu erforschen.

Viele Fragen sind im Zusammenhang mit dem HCB-Umweltskandal im Görtschitztal noch offen. Unter anderem jene, inwiefern die Menschen direkt von den Hexachlorbenzol-Emissionen betroffen sind. Am Montag beginnen nach Wochen der Verzögerung die Blutuntersuchungen. Damit fällt der Startschuss eines auf Jahre ausgelegten Forschungsprojekts, das aufzeigen soll, wie HCB im menschlichen Organismus abgebaut wird.

Rund 80 Personen aus dem Görtschitztal haben sich nach Beratungsgesprächen mit Medizinern entschieden, ihr Blut auf HCB-Belastungen untersuchen zu lassen, davon 70 hoch exponierte – also Landwirte und deren Familien, die monatelang täglichen Umgang mit dem kontaminierten Heu gepflegt haben. Die Blutabnahme erfolgt ab Montag in den jeweiligen Gemeinden, binnen vier Stunden muss im Klinikum Klagenfurt das Blutplasma abzentrifugiert werden. In der Folge wird es zum Umweltbundesamt nach Wien zur Analyse geschickt.

Ergebnisse

"Wir rechnen damit, dass die Blutabnahmen vier Tage dauern und die Untersuchungsergebnisse nach drei Wochen vorliegen", sagt Albert Kreiner, Krisenkoordinator des Landes. Michael Kundi vom Institut von Umwelthygiene in Wien wird die Erhebungen beurteilen. Martin Sprenger vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie in Graz soll die Bürger in persönlichen Gesprächen aufklären, was die jeweiligen Werte bedeuten. "Das Problem ist, dass es für HCB im menschlichen Blut keine Grenzwerte sondern nur Referenzwerte gibt. Daher müssen die Analyseergebnisse jedem Einzelnen verdeutlicht werden", sagt Kreiner.

Jene Menschen, die erhöhte HCB-Werte aufweisen, werden von den Wissenschaftlern jahrelang begleitet. "Mit dem HCB-Verbot vor 20 Jahren endete auch die Forschung im Zusammenhang mit Hexachlorbenzol", sagt Kreiner. Michael Kundi wird daher ein Forschungsprojekt leiten, das beantworten soll, inwiefern HCB bei unterschiedlichen Altersgruppen oder Geschlechtern abgebaut wird. Die betroffenen Personen werden daher im Zwei-Jahres-Rhythmus untersucht und die ganze Zeit über von medizinischem Personal betreut.

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