Kärnten eröffnet die Jagd auf Fischotter

Zählung der Raubtiere wurde angeordnet, um die Lockerung des Schutzes durchzuboxen.

Dramatisch schrumpft der Fischbestand in Kärnten. Bachforellen und Äschen gelten bereits als bedrohte Arten. Schuld daran soll ein Tier sein, das zwar niedlich aussieht, aber vor allem gefräßig ist: der Fischotter. Das Land investiert nun 70.000 Euro in eine Bestandserhebung dieser Räuber. Sollten sich Schätzungen bestätigen, wonach sich die Tiere in den vergangenen Jahren sprunghaft vermehrt haben, wird per Verordnung zur Jagd geblasen.

20 Individuen wurden im Jahr 2004 im Kärnten ermittelt; 2009 waren es 60, 2014 schon 160. Aktuellen Schätzungen zufolge sollen 600 Raubtiere die Fischbestände in Kärnten reduzieren – im Görtschitztal seit 2009 sogar um rund 80 Prozent. Gerade im Fall der Görtschitz gäbe es aber gesetzlichen Spielraum für eine Jagderlaubnis auf die Otter – weil diese die hier beheimatete Urforelle dezimieren, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten zu finden ist.

Jagdreferent Gernot Darmann (FPÖ)möchte das Gesetz lockern lassen und "eine gewisse Zahl an Ottern per Verordnung entnehmen lassen", sagt er. Zuvor müsse der aktuelle Bestand der Tiere vorliegen, um beweisen zu können, dass die Population durch die Bejagung nicht gefährdet sei.

Zu diesem Zweck läuft eine Zählung durch Einsammeln von Kot, der genetisch ausgewertet wird. Das Projekt kostet 70.000 Euro, in wenigen Wochen sollen die Ergebnisse vorliegen.

Klagsdrohungen

Die Politik ist zum raschen Handeln gezwungen, weil ihr die Fischer im Nacken sitzen. Laut einer Studie verursachen Fischotter in Kärnten jährlich Schäden von drei Millionen Euro. "Entweder das Land ersetzt uns diese – entsprechende Klagen sind vorbereitet –, oder es gestattet kontrollierte Abschüsse", macht Mario Deutschmann, Geschäftsführer des Fischereiverbandes, Druck. Mit dem Otter-Umsiedelungsprojekt könne man das Problem jedenfalls nicht lösen.

Damit spricht er ein von der EU mitfinanziertes Vorhaben an, das bis 2019 den Lebendfang von fünf Ottern jährlich und den Export der Räuber nach Holland vorsieht. Obwohl das Projekt seit 1. Oktober 2016 läuft, wurde in Kärnten noch kein Tier gefangen. "Otter-Fallen werden erst im April aufgestellt", erklärt Projektleiter Andreas Kranz. Er betont, dass "auch mehr als die fünf Stück jährlich entnommen werden könnten, ohne der Otterpopulation zu schaden."

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