Justiz-Ermittlungen um sündteuren Sportwagen aus Österreich
1325 Pferdestärken unter der Motorhaube, in fünfeinhalb Sekunden auf Tempo 200. So rasant soll eines Tages der Sportwagen von „Milan Automotive“ über die Straße flitzen. Und selbst beim Höchsttempo von 400 km/h soll das Superauto noch nicht abheben. So viel Bodenhaftung hat ihren Preis: 1,8 Millionen Euro soll das luxuriöse Speedcar kosten – wenn es tatsächlich überhaupt gebaut wird.
Denn Ex-Hobby-Rennfahrer Markus Fux, Geschäftsführer der Milan Automotive GmbH im niederösterreichischen Leobersdorf, hat Ärger am Hals. Bei der Staatsanwaltschaft Wien ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des schweren Betrugs gegen ihn und zumindest eine weitere Person anhängig. Zuvor war das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt anhängig, es wurde aber Mitte Dezember 2018 an die Kollegen nach Wien abgetreten. Eine Anzeige stammt vom niederösterreichischen Immobilieninvestor Christoph G. Er soll fast eine Million Euro in das noch unausgegorene Autoprojekt „Milan red“ investiert haben. Jetzt fürchtet er um sein Geld.
„Eine Katastrophe“
Er hat aber nicht nur Fux, sondern auch einen namhaften österreichischen Unternehmer mit langjähriger Erfahrung in der internationalen Autoindustrie angezeigt. Dieser stand Fux mit seiner Expertise in der Autoindustrie anfangs als Berater zur Seite. „Es kann bei dieser Betrugsanzeige nichts herauskommen, aber sie ist für uns eine Katastrophe“, sagt Autonarr Fux zum KURIER. „Es gibt ein Ermittlungsverfahren, aber ich habe mich nicht bereichert. Das ganze Geld steckt in der Firma. G. hat mir mit seiner Anzeige ein Haxl gestellt, er ist der einzige Investor, den ich habe.“
Mit dem Geld wurde ein nicht fahrtüchtiges Modell des Hypercars „Milan red“ gebastelt und auf Roadshows präsentiert. Vom Bau des Fahrzeuges ist man anscheinend meilenweit entfernt.
Noch kein Motor
„Wir haben einen Prototypen, der keinen Motor hat“, sagt Fux. „Wir rechnen mit 20 bis 25 Millionen Euro, bis das Fahrzeug fertig entwickelt ist. Aber wer gibt mir Geld, wenn es heißt, da laufen Ermittlungen.“ Besonders unangenehm sei für ihn, dass Investor G. auch seinen namhaften Berater aus der Autoindustrie angezeigt hat. „Es gab Zusagen von Leuten, die sagten, sie werden investieren, aber das hat sich wieder zerschlagen“, räumt Fux ein. „Der Berater kann nichts dafür, wir sind uns nichts schuldig. Wir hatten keinen Vertrag, wo drinnen stand, er zahle mir die Summe X. Ich habe mit ihm seit Monaten keinen Kontakt mehr.“
Offenbar liegen aber beim Investor G. die Nerven blank. Er will die Anzeige gegen Fux nun zurückziehen.
Bekannte Namen
„Die Nennung von Markus Fux in meiner Anzeige habe ich auf Anraten meines Anwalts gemacht, da er meinte, ohne den Geschäftsführer würde eine Anzeige nicht verfolgt werden“, schreibt G. dem KURIER. „Ich fühle mich ausschließlich vom Berater betrogen und geschädigt.“ Anscheinend hatte es ihm der „klingende Name“ des Beraters, den er nie persönlich traf, angetan.
Bekannte Namen haben es Fux angetan. Auf der Facebookseite ist Pamela Anderson mit dem Firmenchef zu sehen, auch Fürst Albert von Monaco bestaunt das Supercar aus Österreich - besser gesagt ein nicht fahrbereites Modell davon.
Getestet wurde 2012 ein erster Prototyp namens Milan 1 von gleich vier Promis, ist auf der Firmenseite zu lesen – Ex-Formel-I-Star David Coulthard, Stratosphärenspringer Felix Baumgartner und die Motorsport-Asse Heinz Kinigadner sowie Dieter Quester. Die beiden letztgenannten distanzieren sich: „Ich kenne das Supercar und die Firma nur aus der Zeitung“, erklärt Quester. „Ich habe sicher nie für Milan Automotive getestet und kenne diese Firma auch nicht“, schreibt Kinigadner per Mail.
Fux meint: „Das kann schon sein, das liegt ja viele Jahre zurück.“ Er hat derzeit ohnehin ganz andere Sorgen.
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