Coronavirus in Altersheimen: Justiz ermittelt
Die Corona-Pandemie und ihre Opfer beschäftigen auch die Justiz. Und dabei stehen nicht nur die Klagen hunderter infizierter Tirol-Urlauber im Raum. In zwei Bundesländern haben die Staatsanwaltschaften nun Ermittlungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus und möglicher Todesfälle in Altersheimen eingeleitet. Betroffen sind zwei Einrichtungen in Tirol und eine in der Steiermark.
Der Ausbruch der Viruserkrankung im Stammhaus der Barmherzigen Schwestern in Zams im Bezirk Landeck hatte zu 39 Infektionen geführt. Die Infektionskette wurde akribisch aufgearbeitet und auch veröffentlicht. Über Reinigungskräfte, die nebenberuflich in den Corona-Hotspots in Ischgl und St. Anton tätig gewesen sein sollen, dürfte das Virus ins Kloster eingeschleppt worden sein. Der Umgang mit der streng meldepflichtigen Krankheit interessiert nun die Justiz näher.
Verdacht
Es bestehe der Verdacht, dass nicht rechtzeitig auf Warnhinweise reagiert wurde, so der Innsbrucker Staatsanwalt Hansjörg Mayr im ORF-Radio. „Das Ermittlungsverfahren richtet sich nicht gegen bestimmte Personen, sondern vorerst gegen unbekannte Täter“, bestätigt er im KURIER-Gespräch. Sehr wohl gegen eine Person, nämlich gegen eine 31-jährige Reinigungskraft, sind die Ermittlungen im zweiten Fall in Tirol gerichtet. Die Frau soll trotz ihrer Corona-Erkrankung in das kleine Altersheim im Tiroler Unterland zur Arbeit gekommen sein. Um die uneinsichtige Beschäftigte nach einem anonymen Hinweis zu isolieren, war sogar der Einsatz der Polizei erforderlich.
Ob es in beiden Fällen kausale Zusammenhänge zwischen Erkrankungen an Covid-19 und Todesfällen gäbe, sei ihm vorerst nicht bekannt, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Mayr. Im Zusammenhang mit dem Coronavirus waren im schwer betroffenen Bundesland Tirol jedenfalls Todesopfer in mehreren Heimen zu beklagen. „Dass in solchen Fällen die Justiz genauer hinsieht, ist wenig überraschend und zu begrüßen“, erklärt Robert Kaufmann, der Obmann der Tiroler ARGE Altenheime. In den 93 Häusern in der ARGE sei man „höchst bedacht“, alle gesetzlichen Schutzmaßnahmen für die besonders gefährdete Klientel zu erfüllen. „Es ist ein permanentes Lernen von Tag zu Tag“, sagt er.
Fahrlässige Tötung
Schwere Vorwürfe, wie grob fahrlässige Tötung und vorsätzliche Gefährdung durch übertragbare Krankheiten, wurden im steirischen Bezirk Graz-Umgebung gegen den Betreiber eines Pflegeheimes bei der Staatsanwaltschaft Graz erhoben. Nicht ausreichend geschütztes Personal könnte dort zur Ausbreitung des Coronavirus geführt haben. Auch sechs Todesopfer und 39 Infizierte werden in diesem Zusammenhang genannt. Laut ORF wurde auch die Obduktion einer Frau, die möglicherweise an Covid 19 gestorben ist, beauftragt. Der Heimbetreiber bedauert den Tod der Heimbewohner, weist die kolportierten Anschuldigungen auf KURIER-Nachfrage aber strikt zurück. Eine Kontaktaufnahme durch die Staatsanwaltschaft habe noch nicht stattgefunden.
Kommentare