Jugend Medienstudie in OÖ: Eltern unterschätzen Mobbing im Internet

Jugend Medienstudie in OÖ: Eltern unterschätzen Mobbing im Internet
Zahl der ungewollten Kontaktaufnahmen und sexuellen Übergriffen in sozialen Medien weiter hoch. Eltern haben Nachholbedarf.

Alle zwei Jahre wird das (Medien-)Verhalten der oberösterreichischen Jugend mit einer groß angelegten Studie empirisch hinterfragt. Die Ergebnisse wurden am Montag von Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP), Bildungsdirektor Alfred Klampfer sowie den Studienersteller Peter Eiselmair von der Education Group und David Pfarrhofer vom Market-Institut.

Hoch bleibt laut dieser Studie die Zahl der Kontaktaufnahme von Unbekannten über soziale Medien sowie explizite sexuelle Belästigung. Von Ersterem sind Mädchen, von denen 38 Prozent der Befragten bereits derartige Erfahrungen verzeichnen mussten, wesentlich stärker betroffen als Burschen (24 Prozent).

Und die ungefragten Kontaktaufnahmen werden häufiger, je älter die Burschen und Mädchen sind: während 19 Prozent der 11-14-Jährigen betroffen sind, waren schon 42 Prozent der 15-18-Jährigen mit sexuellen Übergriffen konfrontiert.

Mädchen stärker betroffen

Von expliziter sexueller Belästigung sind 25 Prozent der Mädchen betroffen, 10 Prozent der Burschen.

Weniger problematisch, aber stark ausgeprägt ist das negative Verhältnis von jungen Menschen zu Werbung im Internet. 62 Prozent der Mädchen und 45 Prozent der Burschen beklagen, dass sie zu viel mit Werbung konfrontiert sind.

Was sie auch ärgert und stört: Gewaltvideos, Beschimpfungen (rund 20 Prozent erleben das regelmäßig), Kriegsbilder und Falschnachrichten.

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Über diesen Ärger tauschen sich Jugendliche allerdings aus, wie die Studie zeigt: Vor allem mit anderen Jugendlichen (59 Prozent), aber auch mit den Eltern (45 Prozent). Mädchen sind dabei etwas kommunikativer als die Burschen.

Was die Studienautoren in Bezug auf negative Erfahrungen der Jugendlichen im Internet auch feststellen mussten: Die Eltern unterschätzen – immer noch – die Häufigkeit, mit der ihre Kinder mit derartigen Übergriffen konfrontiert sind. Wobei das zum Teil auch darauf zurückzuführen sei, dass Jugendliche im Internet gerne für sich sind.

Geheimnisse im Internet

39 Prozent der Jugendlichen geben an, dass es Dinge auf sozialen Netzwerken gibt, die sie mit ihren Eltern nicht teilen wollen.

Was aus der Studie auch – wenig überraschend – eindeutig herauskommt: 54 Prozent der Jugendlichen sagen, dass sie in den vergangenen zwei Jahren mehr digitale Nachrichten geschickt haben, bei 44 Prozent blieb es gleich .

Jugend Medienstudie in OÖ: Eltern unterschätzen Mobbing im Internet

Im Kontakt untereinander haben die Messenger-Dienste mit 88 Prozent die persönlichen Kontakte zu Freundinnen und Freunden (82 Prozent) bereits überholt.

Dabei ist der oö-Jugend der persönliche Kontakt besonders wichtig. Zwar verbringen 31 Prozent ein bis drei Stunden auf der Plattform Tiktok oder auf Youtube, aber 91 Prozent halten persönliche Treffen für eine gute Freundschaft für wichtig oder sehr wichtig – also für unverzichtbar.

Freundschaftspflege auf Platz 1

Das zeigt auch, dass Freundschaften immer noch auf Platz 1 beim Ranking der jugendlichen Interessen liegt, wenn auch um drei Prozent seit 2021 auf 62 Prozent gesunken. Auf den hinteren Plätzen landen Kultur, Wirtschaft und Politik.

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Auffallend stark gestiegen ist bei den Lieblingsbeschäftigungen seit 2021 das Spielen am Computer, vor allem bei den Burschen hat es das Treffen mit Freunden überholt.

Täglich verbringen die Jugendlichen etwa 80 Minuten mit Kurzvideos und Clips im Internet, in etwa eine Stunde mit Streaming-Diensten und knapp 40 Minuten mit klassischen Fernsehsendern.

Beim Lieblingskanal denken die jungen Menschen in OÖ an Netflix, YouTube, Amazon Prime, Instagram, TikTok und Snapchat – nicht aber an klassische Fernsehsender.

Weitere Ergebnisse

Einige Details aus der Studie: Ein Leben ohne Smartphone ist für die Jugend heute nicht mehr vorstellbar, 87 Prozent haben in Oberösterreich Zugang zu einem Computer, Tablets gewinnen weiter an Bedeutung. Und: Die Jugend sieht sich sehr selbstbewusst (und wohl zu recht) laut dieser Studie als „Technologie-Experten“ in den eigenen vier Wänden daheim.

Mädchen sind in den sozialen Netzwerken aktiver.

Unangefochten an der Spitze der Plattformen bleibt der Messenger-Dienst WhatsApp mit einer Nutzung von 86 Prozent aller Jugendlichen, danach folgen Youtube (59 Prozent), Instagram (55 Prozent insgesamt, 29 Prozent bei den 11 bis 14-Jährigen, 78 Prozent bei den 15-18-Jährigen), Snapchat (53 Prozent) und Tiktok (51 Prozent).

Facebook spielt weiter keine Rolle bei der Jugend. Nur 24 Prozent suchen auf dieser Plattform nach Freundinnen und Freunden.

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