Jeder dritte Alpintote ist Deutscher

Die Zahl der Unfälle in Österreichs Bergen hat im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zugenommen.
Alpinexperte Karl Gabl fordert vom Tourismus mehr Unterstützung für Urlaubsgäste.

Das erste Juliwochenende im heurigen Sommer: Schon seit Tagen sind für den Sonntag nachmittägliche Gewitter angekündigt. Trotzdem steigen zwei ausländische Urlaubergruppen in den Klettersteig auf der Nordkette über Innsbruck ein. Am Abend geraten die insgesamt neun Personen in heftige Niederschläge und müssen mit dem Hubschrauber geborgen werden.

Es ist einer jener vielen Rettungseinsätze, die im heurigen Sommer zu vermeiden gewesen wären. „Der Tourismus muss sich noch besser um den Gast kümmern“, sieht Karl Gabl vom Kuratorium für alpine Sicherheit Aufklärungsbedarf bei den Österreich-Urlaubern. Dass der vorhanden ist, belegt die Unfallstatistik des heurigen Bergsommers, die Gabl am Mittwoch gemeinsam mit Alpinpolizei und Bergrettung präsentiert hat. Die Hälfte der österreichweit 2556 Alpin­unfälle seit dem 1. Mai wurde demnach von Ausländern verursacht. Dabei sticht vor allem eine Gruppe heraus: Die Deutschen. 40 Prozent aller Verunfallten kommen aus dem für Österreich wichtigsten Tourismusmarkt. Zudem ist jeder dritte Bergtote ein deutscher Gast. Beim Rest handelt es sich fast ausschließlich um Einheimische.

Wetterinfo vom Hotel

Für Gabl sind vor allem die Beherbergungsbetriebe gefragt: „Kulinarisch und was die Unterkünfte betrifft wird der Gast bei uns auf Händen getragen. Jeder Vermieter sollte aber auch Informationen für den alpinen Bereich anbieten.“ So sollten etwa in Hotels aktuelle Wetterberichte aushängen und Urlauber aktiv bei der Tourenplanung beraten werden.

Jeder dritte Alpintote ist Deutscher
Bei der Tirol Werbung, die jenes Bundesland anpreist, in dem es mit über 1000 Bergunfällen die größte Häufung gibt, sieht man keinen zusätzlichen Handlungsbedarf: „Wir setzen bereits ein Bündel an Maßnahmen um, um darauf hinzuweisen, dass die Berge ein Naturraum sind, in denen man auch gewissen Gefahren ausgesetzt ist“, sagt Geschäftsführer Josef Margreiter. Die Hotellerie sieht er in keiner besonderen Verantwortung. „Wir möchten hier nicht unsere Betriebe generell in die Pflicht nehmen, sondern appellieren auch an die Eigenverantwortung der Gäste, dass sie sich über die Bedingungen informieren, ehe sie in den Bergen unterwegs sind.“

Abseits der hohen Zahl an verunfallten Deutschen bietet die gestern veröffentlichte Statistik aber auch positive Überraschungen. Während die Zahl der Unfälle in Österreichs Bergen leicht (plus vier Prozent) gestiegen ist, konnte bei der Zahl der Bergtoten im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang verzeichnet werden. Haben 2012 österreichweit 156 Menschen ihr Leben im alpinen Gelände während der Sommermonate verloren, waren es heuer 135.

Kein großer Leichtsinn

Das widerspricht dem oft gehörten subjektiven Eindruck, dass heuer besonders viel passiert sei. „Der entsteht oft, wenn es an ein paar schönen Wochenenden hintereinander gehäuft zu Unfällen kommt“, weiß Norbert Zobl von der Tiroler Alpinpolizei. Eine besondere Leichtsinnigkeit ortet er nicht. „Die Hälfte der Unfälle passiert beim Wandern. Die Hauptursache ist Stolpern oder Ausrutschen. Das macht niemand mit Absicht.“

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