Jahrgang 2018: Frühe Lese, optimistische Winzer

Jahrgang 2018: Frühe Lese, optimistische Winzer
In Teilen Österreichs beginnt die Weinlese bereits im August. Eine hohe Qualität wird erwartet

Ungewöhnlich früh beginnen heuer Österreichs Winzer mit der Weinlese. Im Burgenland, in Niederösterreich und in Wien werden die Trauben etwa zwei, punktuell sogar drei Wochen früher reif als sonst. Ab Mitte bis Ende August muss geerntet werden. Auf die Weinqualität und die Ertragsmenge dürfte der frühe Startschuss aber keine negativen Auswirkungen haben. In der Branche erwartet man einen guten Jahrgang.

Eine derart frühe Lese gab es zuletzt 2003. Grund für den Vorsprung ist die Witterung, wie Andreas Liegenfeld, Weinbaupräsident im Burgenland, erklärt: „Wir hatten heuer im Mai nach einem normal kalten Winter eine sehr frühe Rebblüte. Dann folgte binnen kürzester Zeit quasi der Umstieg von Heizung auf Klimaanlage – denn im Mai wurde es bereits extrem warm mit Temperaturen bis zu 30 Grad. Und dieser Mix aus viel Sonne und Niederschlägen ist der Grund, warum wir zwei bis drei Wochen früher dran sind als bei einer normalen Ernte.“

"Abgerechnet wird am Schluss"

Zum Teil wurde im Burgenland sogar schon vorvorige Woche mit der Lese für die Traubensaft- und Sturmproduktion begonnen, ab Anfang August wird die Weißweinsorte Bouvier geerntet – ebenfalls für den Sturm. Die Haupternte früher Qualitätsweintrauben startet aber „erst“ um den 20. August mit Müller-Thurgau, Muskat Ottonel oder Gelbem Muskateller.

Punkto Qualität zeigen sich die Winzer optimistisch: „Reifung und Gesundheitszustand sprechen für einen guten Jahrgang“, sagt Liegenfeld. „Wir haben die Voraussetzungen für kräftige Zweigelt und Blaufränkische sowie für üppige Chardonnays und Weißburgunder. Doch man soll den Jahrgang nicht loben, bevor er im Keller ist. Theoretisch könnte uns eine Regenperiode Ende August das Ergebnis noch versalzen.“

In dieselbe Kerbe schlägt der Weinbau-Referatsleiter in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Johann Grassl: „Abgerechnet wird am Schluss.“ Wenn den Winzern bis zur Lese nicht schwerer Regen oder gar Hagel einen Strich durch die Rechnung machen, erwartet aber auch er einen sehr guten Jahrgang – nicht zuletzt, was den Ertrag betrifft. „Die Weine dürften kräftig werden – höher im Alkohol, dafür mit niedrigeren Säurewerten.“

Im größten Weinbaugebiet Österreichs – von den rund 45.000 Hektar Rebfläche bundesweit entfallen rund 25.000 auf NÖ – beginnt die Hauptlese heuer ebenfalls um den 20. August, anstatt wie sonst üblich in der zweiten Septemberwoche. Als erstes dran sind die Thermenregion, Carnuntum und das südliche Weinviertel. Mit den Leitsorten Grüner Veltliner und Zweigelt lassen sich die Winzer aber bis Anfang September Zeit.

Kräftige Weine

Die frühe Blüte, ein trockenes Frühjahr und ausreichend Niederschlag führen auch in Wien zu einem Lesebeginn in der letzten Augustwoche. Dann werden Winzer, wie Gerhard vom Weingut Mayer am Pfarrplatz, Müller-Thurgau, leichte Burgundersorten oder auch auf Burgunder basierende Gemischte Sätze in die Keller holen.

Zur Qualität meint Lobner: „Ein säurebetonter Jahrgang wird es nicht. Aber die guten Winzer haben gelernt, auch in warmen Jahrgängen schöne fruchtbetonte Weine zu produzieren und nicht nur voluminöse Alkoholbomben.“ Die mineralischen Böden Wiens würden zudem schlanke, präzise Weine begünstigen. Und auch Lobner erwartet eine „überdurchschnittliche Ertragsmenge“ – sofern man die nächsten vier bis sechs Wochen vom Hagel verschont bleibe.

Jahrgang 2018: Frühe Lese, optimistische Winzer

Gerhard Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz

Keinen Reifevorsprung haben die Trauben in der Steiermark. Moderate Temperaturen und reichlich Niederschlag lassen „Wein Steiermark“-Obmann Stefan Potzinger aber auch hier einen qualitativ hochwertigen Jahrgang erwarten. Die Erntemenge dürfte zufriedenstellend ausfallen. Frühsorten für Steirischen Junker und Sekt lesen die Winzer ab Anfang September, die Klassikweine nicht vor Kalenderwoche 38.

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