Islamistische Influencer sind seit dem 7. Oktober besonders aktiv

Die Bezeichnung der „Kinder Israels“ als „verfluchter Stamm“. Offene Sympathiebekundung für die Terrororganisation Hamas. Oder das Zurschaustellen von Symbolen, die vom IS verwendet werden: Es sind Vorfälle wie diese, die von der Dokumentationsstelle Politischer Islam erfasst werden. Am Dienstag präsentierte sie ihren aktuellsten Jahresbericht: Der zeigt unter anderem, dass islamistische Influencer seit dem 7. Oktober verstärkt online aktiv sind. Ab heute, Mittwoch, ist der Bericht online abrufbar (dokumentationsstelle.at).
„Es gibt Akteure, die den Nahostkonflikt nutzen, um ihre Agenda voranzutreiben“, erklärt Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle. Oft würden die Grenzen zwischen legitimem Engagement für Palästina und extremistischer Propaganda verschwimmen: „Es ist wichtig, dass es das Demonstrationsrecht gibt. Problematisch wird es aber, wenn islamistisches Gedankengut verbreitet wird“, so Fellhofer.
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Auch bei Kundgebungen in Wien habe man vereinzelt Teilnehmer gesichtet, die eine schwarze Fahne mit weiß aufgedrucktem Glaubensbekenntnis trugen – ein Symbol, das von islamistischen Gruppen wie den Taliban oder dem IS verwendet wird. „Es gibt übrigens auch Kleidung, auf der dieses Logo oder das Maschinengewehr AK-47 abgebildet ist. Hier handelt es sich wohl kaum um ein reines Glaubensbekenntnis“, fügt der stellvertretende Direktor Ferdinand Haberl hinzu.
Wie ebenfalls im Jahresbericht nachzulesen ist, wurde etwa zu einer Veranstaltung der Islamischen Föderation Wien ein Vortragender geladen, der zuvor den Hamas-Gründer heroisiert und die „Kinder Israels“ als „verfluchten Stamm“ bezeichnet hatte.
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Auch eine arabische Moscheengemeinschaft in Wien wird erwähnt: Zwar rufe der Imam dort in seinen Predigten zur Integration auf, heißt es. Ebenso gebe es aber „wiederholte antisemitische Äußerungen“ sowie „hoch-antisemitische Buchpublikationen in der Moscheenbibliothek“.
Influencer verbreiteten israelfeindliche Slogans
Problematisch sei aktuell auch das Agieren islamistischer Influencer im Netz, etwa der Gruppierungen „Generation Islam“, „Realität Islam“ sowie „Muslim Interaktiv“ genannt. Schon am Tag nach dem Terrorangriff durch die Hamas seien auf diesen Kanälen israelfeindliche Slogans verbreitet worden.
„Es gab auch Postings, die behaupten, dass die muslimischen Armeen gemeinsam um ein Vielfaches stärker als die israelische Armee wären. Das sind verstörende Anspielungen auf Gewalt und Krieg“, so Haberl.
Experten warnen: Äußerungen seien "Brandbeschleuniger"
Der Konflikt werde jedenfalls von Extremisten vereinnahmt, derlei Äußerungen wirkten wie ein „massiver Brandbeschleuniger“, warnen die Experten. Noch sei es schwierig, dagegen vorzugehen: „Wird ein Account gesperrt, poppt er kurz darauf anderswo auf. Es braucht eine gemeinsame europäische Anstrengung, mit diesen Plattformen in den Dialog zu treten“, betont Fellhofer.
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Gerade die Sympathiekundgebungen für die Hamas hätten jedenfalls wieder gezeigt, dass es eine konstante Auseinandersetzung mit islamistischen Akteuren brauche, so Fellhofer. „Uns geht es auch um das Wohl der Communitys. Damit die Menschen, die nicht am extremen Rand stehen, ihre Religion leben können.“
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