Islam-Landkarte: "Warnschild" nun auch bei Grazer Moschee

Islam-Landkarte: "Warnschild" nun auch bei Grazer Moschee
Ein Pärchen montierte beim Islamischen Kulturzentrum ein gelbes Plakat mit der Aufschrift "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe".

Nach Wien ist nun auch in Graz ein "Warnschild" auf ein Nebengebäude einer Moschee aufgehängt worden. Die Polizei hat das gelbe Plakat mit der Aufschrift "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe" Montagnachmittag wieder demontiert, hieß es am Dienstag. Gegen die Täter, den Bildern einer Überwachungskamera zufolge offenbar ein Mann und eine Frau, wird nun wegen des Verdachts der Verhetzung ermittelt. 

"Ein Gemeindemitglied hat die beiden bei der Tat ertappt, sie fotografiert und anschließend den Vorstand darüber informiert. Die zwei Personen waren bei der Ankunft der Polizei bereits weg", schildert Imam Fikret Fazlić gegenüber dem KURIER den Tathergang. Die Islam-Landkarte stelle eine Gefahr da, ist sich Fazlić sicher, das hätte dieser und der Fall vor drei Wochen bewiesen. Damals gefährdete ein verwirrter Mann just zur Gebetszeit mit dem Auto die Moscheebesucher und urinierte anschließend gegen die Fassade der Moschee.

"Politik der Spaltung"

"In den letzten Wochen und Monaten hat die österreichische Spitzenpolitik eine Politik der Spaltung betrieben. Wir wünschen uns viel mehr eine Politik des Gemeinschaftlichen, eine Politik des Zusammenkommens. Durch die Botschaften zuletzt merkt man, dass politisches Kleingeld über den Rücken der Minderheiten gemacht wird. Das ist ein absolutes No-Go", stellt Fazlić klar. 

Die Verunsicherung habe sich unter Gemeindemitgliedern breitgemacht. Man habe zuletzt viel Feedback bekommen, in dem tagtägliche Diskrimination beklagt wird. "Leider bekommt man das Gefühl, dass seitens der Politik ein Nährboden für Diskriminierung geschaffen wird. Die verunsicherten Menschen fragen sich, wo das Ganze hinführen soll", sagt der Imam. Man habe nach dem Vorfall von vor drei Wochen Kontakt zur Stadtpolitik aufgenommen, auch ein Gespräch geführt, aber "auch nicht mehr als das". 

Fragen an die Regierung

"Wie lange Herr Bundeskanzler Kurz wollen Sie das Land und die Bevölkerung noch spalten? Was muss passieren, damit die Hetze gegen Minderheiten für politisches Kleingeld endlich aufhört? Sieht so etwa Integration aus Frau Ministerin Raab?" Diese Fragen stellte das Islamische Kulturzentrum Graz in einem Facebook-Posting.

Bei dem letzten Vorfall habe man versucht, über Medien Antworten zu brennenden Fragen zu bekommen. "Gibt es ein Programm gegen antimuslimischen Rassismus, gibt es ein Programm gegen immer mehr steigende Islamophobie und wer fühlt sich verantwortlich auf diesen Ebenen", will Fazlić wissen. Er wartet immer noch auf Antworten. 

NEOS Steiermark verurteilten das Anbringen von "Warnhinweisen" in einer Aussendung. Klubobmann Niko Swatek forderte ein "klares Bekenntnis von Ministerin Raab, gegen die Islam-Landkarte und Stigmatisierung von Muslimas und Muslimen". Er appellierte, "die Landkarte dauerhaft offline zu lassen, sich zu distanzieren und zu entschuldigen. Es kann nicht sein, dass Vereine willkürlich und ohne Evidenz, und damit ihre Mitglieder, zum Freiwild von rechtsextremen Aktivisten werden."

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