Von NÖ in Iran gereist: Mann entführt, es gibt Lösegeldforderungen
Österreich hat für den Iran die höchste Reisewarnstufe verhängt
Es war eine Anzeigenerstattung, bei der selbst erfahrene Kriminalisten zunächst einmal die Stirne runzeln mussten. Ein Mann aus Niederösterreich soll während eines Kurztrips in den Iran von unbekannten Tätern in der Islamischen Republik verschleppt worden sein.
Nach seinem spurlosen Verschwinden stellten die Entführer eine Lösegeldforderung. Sie verlangten für die Freilassung des Mannes einen sechsstelligen Euro-Betrag.
Botschaft in Teheran wieder besetzt
Weil der Fall ganz offiziell als "erpresserische Entführung“ (Paragraf 102 StGB) eingestuft wird, wurden Spezialisten des Landeskriminalamtes Niederösterreich unter Einbindung des Innenministeriums und der Direktion für Spezialeinheiten/Einsatzkommando Cobra (DSE) mit Umfeldermittlungen betraut. Außerdem wurde das Außenministerium wegen der diplomatischen Beziehungen in den Iran eingeschalten.
Höchste Warnstufe
Nach langer Pause hat die österreichische Botschaft im Iran ihren Betrieb am 23. November dieses Jahres wieder aufgenommen. Grundsätzlich gilt für den gesamten Iran seit 2022 eine Reisewarnung, 2024 wurde diese mit der höchsten Warnstufe nochmals bestätigt.
Vor Reisen in das Land wird gewarnt. "Den in diesem Gebiet lebenden Österreicherinnen und Österreicher wird dringend empfohlen, das Land zu verlassen“, heißt es vonseiten des Außenministeriums.
Die Sicherheitslage im Iran hat zu einer Reisewarnung geführt
Warnungen ignoriert
All dieser Warnungen zum Trotz, ist ein afghanischer Staatsbürger, der zusammen mit seiner Frau als anerkannter Flüchtling in Niederösterreich lebt und hier einer geregelten Arbeit nachgeht, Anfang Dezember für eine Zahnbehandlung in die Islamische Republik geflogen.
Laut Angaben seiner Familie bereits zum wiederholten Mal. Bei einer früheren Zahnbehandlung sei alles reibungsfrei verlaufen, so ihre Angaben. Nicht so diesmal.
Kurz nach dem Flug des Afghanen nach Teheran kam es zur bösen Überraschung. Die Familie zeigte an, dass der Mann entführt und eine Lösegeldforderung an die Angehörigen in Österreich gestellt wurde. Für seine Freilassung soll zunächst eine sechsstellige Summe verlangt worden sein. Später sei immer weniger Geld gefordert worden.
Anders als in Europa
Die Erhebungen in Österreich gestalteten sich nicht zuletzt wegen der politischen Lage im Iran und der Herrschaft des Mullah-Regimes als schwierig. Die Strukturen von Polizei und Behörden sind nicht mit mitteleuropäischen Verhältnissen zu vergleichen, erklärt ein Ermittler.
Die Hintergründe der Tat liegen für die österreichischen Behörden noch völlig im Dunkeln. Auch deshalb will man den Fall derzeit offiziell nicht kommentieren und "den Ball flach halten". Man könne die Ermittlungen aber bestätigen, heißt es aus dem Innenministerium.
Ein Lebenszeichen
Vor wenigen Tagen gab es einen ersten Lichtblick und ein Lebenszeichen. Demnach soll sich der Mann bei Verwandten im Iran gemeldet haben.
Im Innenministerium laufen die Fäden zusammen
Organisierte Kriminalität?
Eine Vermutung der österreichischen Behörden ist, dass kriminelle Strukturen mit der Entführung und Lösegeldforderungen versuchen, neue Einnahmequellen zu erschließen. Vergleichbare Fälle seien derzeit aus Deutschland und in einem Fall sogar aus Oberösterreich bekannt, so Ermittler im BMI.
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