Internes Video zeigt, wie berittene Polizei agieren hätte sollen
Das offizielle „Aus“ des Innenministeriums für die berittene Polizei ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende der heftigen Diskussion. Noch immer stehen einander Befürworter und Gegner teils unversöhnlich gegenüber. Nun wurde dem KURIER ein internes Polizeivideo zugespielt, das teilweise kuriose Züge hat. Offenbar sollte der viereinhalbminütige Kurzfilm intern Kollegen gezeigt werden, um einerseits für die Reiterstaffel zu werben und andererseits anderen Polizisten den richtigen Umgang mit der Reiterstaffel nahezubringen.
Einmalige Einblicke in die berittene Polizei
Einsatz bei Demos
Gelobt wird in dem Video etwa, dass man von den Pferden aus über Mauern in Gärten hätte schauen können. Erstmals zu sehen sind auch Übungen mit Demonstranten, weil die Staffel auch dort „mittelfristig“ eingesetzt hätte werden sollen.Eingegangen wird in dem Video weiters darauf, ob die Beamten vom Pferd absteigen können. Dies sei nur „bei Gefahr im Verzug“ angebracht, heißt es.
Gezeigt wird aber auch der Einsatz wegen eines Verstoßes gegen das Alkoholverbot. In diesem Fall wäre es notwendig, dass eine Funkstreife zur Verstärkung anrücken muss. Diese müsse aber bei der Anfahrt die Sirene abstellen, um die Pferde nicht zu erschrecken. Die Zufahrt solle „seitlich“ erfolgen, ohne abruptes Abbremsen. „Blaulicht ist kein Problem“, heißt es weiter. Erklärt wird auch, dass man Polizisten am Pferd nur langsam und mit viel Abstand überholen solle.
Das Video war offenbar auch dafür gedacht, die internen Kritiker zu überzeugen. So werden die Vorteile sehr blumig dargestellt, etwa die hohe Sitzposition – denn so könne man eben über Mauern in Gärten sehen. Auch bei der Vermisstensuche sei die Einheit mit dem Blick von oben von Vorteil.
Neptun statt Troja
Im Video hat die Einheit jedenfalls den Funknamen Neptun – die einstigen Vorschläge Troja, Epos oder Hippo waren damit offenbar vom Tisch.Gefahr im Verzug herrscht aber auch für einige der Reiterinnen und Reiter, die nun etwas mehr als ein Jahr die Tiere ausgebildet haben. Sie würden „ihre“ Pferde gerne privat übernehmen. Doch nachdem Ende November die Auflösung der Einheit angeordnet wurde, muss das Innenministerium zuerst alle Sachgüter, die nicht mehr gebraucht werden, anderen Ministerien anbieten.
Und dazu gehören auch die Pferde, an denen das Verteidigungsministerium bereits erstes Interesse gezeigt hat. Der Reitausbildungszug, 2014 vom damaligen Minister Gerald Klug aufgelöst, könnte an seinen alten Standort zurückkehren: die denkmalgeschützte Remontenreithalle der Milak, wo zuletzt eben die Polizei eingezogen ist – und alles sehr teuer saniert hat.
Wenn das Bundesheer oder ein anderes Ministerium nicht übernimmt, müssen Rösser samt Sattel, Zaumzeug und Hufauskratzer öffentlich ausgeschrieben werden. Unklar ist, ob dann nicht ausländische Reiterstaffeln den Vorzug erhalten würden. Unklar ist ebenso, ob dann das Bestbieterprinzip angewendet wird – und die bisherigen Ausbilder der Pferde bei einer Art Versteigerung vermutlich das Nachsehen haben werden, wie ein Insider mutmaßt.
Gestritten wird jedenfalls polizeiintern auch weiterhin. Beide Seiten versuchen, einander anonym und über die Medien Unprofessionalität und Parteilichkeit vorzuwerfen. Schlussendlich scheiterte das Projekt aber offensichtlich einfach an der Kosten-Nutzen-Rechnung. Für einen ernsthaften Betrieb hätte in Wien ein Standort um mindestens fünf Millionen Euro adaptiert werden müssen. Dazu hätten weitere Pferde angeschafft werden müssen, und die schon angelaufenen Kosten (von 2,3 Millionen) Euro wären explodiert. Deshalb wurde die Reißleine gezogen.
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