Innsbrucker Nachtleben in Not: Geldspritze gegen das Club-Sterben

Innsbrucker Nachtleben in Not: Geldspritze gegen das Club-Sterben
Die Stadt will nun endlich jene Hilfen ausschütten, mit denen die Nachtkultur in der Corona-Krise über Wasser gehalten werden soll.

Zusperren. Aufsperren. Und das Ganze wieder von vorne. Das ist das Los von Unternehmern aller Sparten seit Anbeginn der Pandemie. Aber keine andere Branche hat es so hart getroffen, wie die Nachtkultur mit ihren Clubs.

Die musste, nachdem das ganze Land im März 2020 in den ersten Lockdown ging, bis in den Sommer 2021 warten, bis sie wieder an den Start durfte. Die Dancefloors waren nur kurz und unter strengen Auflagen mit Leben erfüllt. Tanzen und Feiern in einem geschlossenen Raum: Da werden Virologen unrund.

Kurzes Durchstarten

„Mitte November war schon wieder Schluss. Wir hatten in zwei Jahren nur viereinhalb Monate offen“, sagt Frederik Lordick von der Club Commission Innsbruck, die dreizehn Clubs, 40 Bars und vier Veranstalter in der Tiroler Landeshauptstadt vertritt.

Innsbrucker Nachtleben in Not: Geldspritze gegen das Club-Sterben

Die Club Commission Innsbruck. Frederik Lordick (zweiter von rechts)

Die Club Commission forderte bereits vor einem Jahr ein Hilfspaket von 600.000 Euro, damit die Szene überleben kann. Im Gemeinderat folgte eine Unterstützungszusage über 150.000 Euro. Die war allerdings daran gekoppelt, dass auch Land Tirol und Wirtschaftskammer mit ins Förderboot steigen, was jedoch nicht passierte.

Nun kommt aber endlich Bewegung in die Sache. Wie Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) am Mittwoch nach dem Stadtsenat mitteilte, wurde in der Sitzung beschlossen, den Betreibern die versprochenen 150.000 Euro zukommen zu lassen. In einer Arbeitsgruppe soll noch der Verteilungsschlüssel fixiert werden.

Mehrere Lokale für immer zu

„Ich hoffe, dass spätestens der Februar-Gemeinderat das absegnet“, so Willi. Kultur-Stadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) zeigte sich erfreut: „Die Clubkultur ist für eine junge Stadt wie Innsbruck sehr wichtig.“ In der gibt es immerhin mehr als 30.000 Studierende, was auch dazu beigetragen hat, dass ab den 1990er-Jahren eine bunte Szene entstanden ist.

„In Innsbruck gibt es bereits fünf oder sechs Lokale, die zugemacht haben“, sagt Lordick. Die Corona-Krise hat also bereits eine Schneise im Nachtleben geschlagen.

Innsbrucker Nachtleben in Not: Geldspritze gegen das Club-Sterben

Im "Dachsbau" von Lordick war vor der Pandemie jede Menge los

„Die Nachtgastronomie ist am meisten von der Pandemie geschlagen“, weiß auch ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. Die Unterstützungsgelder sollen einerseits ins Programm der Clubs fließen, aber auch Kosten für Infrastruktur und Sicherheit mitabdecken – etwa für Covid-Zutrittssysteme.

Für Lordick, selbst Betreiber des „Dachsbau“, ist die Unterstützung ein wichtiges Signal. „Viele sind am Ende mit ihren Nerven“, sagt der 35-Jährige. Denn inzwischen laufen bereits die Tilgungen für Überbrückungskredite.

Bedingte Hilfe

Und durch die enorm lange Schließzeit habe man von Förderinstrumenten wie der reduzierten Getränke-Mehrwertsteuer nicht profitieren können. In einer geschlossenen Bar werden keine Drinks verkauft. Die 150.000 Euro seien „bei weitem nicht genug Geld“. Aber sie könnten die Nachtlokale davor bewahren, in Insolvenz zu gehen, bevor sie wieder aufsperren dürfen. „Es ist eine Verlängerung ins Ungewisse“, so Lordick.

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