Skurril: Innenministerium zahlte Medizinstudium, alle Bewerber scheiterten

Skurril: Innenministerium zahlte Medizinstudium, alle Bewerber scheiterten
Da Polizeiärzte fehlen, entschied das Innenministerium (BMI), drei Interessenten das komplette Studium zu finanzieren. Keiner der Kandidaten schaffte den Aufnahmetest.

Polizeiärzte sind in Österreich Mangelware. Deshalb griff das Innenministerium im vergangenen Frühjahr zu unkonventionellen Maßnahmen: Die Finanzierung von drei Medizinstudium-Plätzen.

Geplant war, dass drei Interessenten im Wintersemester 2024 ihre Ausbildung beginnen. Dafür muss man sich allerdings zwanzig Jahre für den Staatsdienst verpflichten – wer aussteigt, muss bis zu 150.000 Euro bezahlen.

In Summe gibt es drei Plätze, davon werden jeweils einer an der Uni Wien, der Uni Innsbruck und der Uni Graz angeboten.

39 Bewerber für 3 Plätze

Für die drei finanzierten Plätze gab es österreichweit 39 Interessenten, fünf kamen in die engere Auswahl. „Nach den durchgeführten Hearings mit den Bewerberinnen und Bewerbern traten insgesamt fünf Kandidatinnen und Kandidaten des BMI österreichweit zum Medizin-Aufnahmetest an“, gab das Innenministerium auf KURIER-Anfrage bekannt. Leider habe jedoch keiner der Kandidaten das Aufnahmeverfahren bestanden.

Fest steht aber, dass das Projekt „gewidmete Studienplätze“ auch im kommenden Studienjahr 25/26 fortgeführt werde, heißt es.

„Es erfolgt eine jährliche Bedarfserhebung zu Studienplätzen der Humanmedizin im öffentlichen Interesse“, sagte Kerstin Mitterhuber, Sprecherin des Innenministeriums. Wann der Mangel an Polizeiärzten behoben wird, ist demnach noch nicht klar.

75 Polizeiärzte in Österreich

In Österreich sind derzeit insgesamt 75 Polizeiärztinnen und -ärzte beim BMI beschäftigt. Polizeiärzte untersuchen zum Beispiel Mordopfer, entlarven Drogenlenker oder entscheiden, ob jemand eine Waffe bei sich tragen darf. Außerdem betreuen sie Häftlinge im Polizeiarrest und beurteilen, ob jemand grundsätzlich haft- oder zurechnungsfähig ist. Polizeiärzte sind unbewaffnet und müssen auch keine Uniform tragen.

In den vergangenen Jahren fehlte es vor allem in den Landespolizeidirektionen Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Wien an ärztlicher Unterstützung. „Um speziell zu Randzeiten eine rasche und flächendeckende Versorgung mit den notwendigen polizeiärztlichen Leistungen sicherstellen zu können, werden für die Landespolizeidirektionen mit Ausnahme Burgenland und Wien zusätzlich noch sogenannte ,Honorarärzte’ tätig“, erklärte Mitterhuber.

Voraussetzungen

Neben den üblichen Voraussetzungen für den Polizeidienst, wie Unbescholtenheit, abgeleisteter Präsenz- oder Zivildienst sowie österreichische Staatsbürgerschaft, ist auch Matura oder Studienberechtigungsprüfung verpflichtend. Ein B-Führerschein ist vor dem tatsächlichen Dienstantritt vorzuweisen. Im Anschluss an das mindestens sechsjährige Studium ist eine Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin im Krankenhaus zu absolvieren.

Der Grundausbildungslehrgang ist für jeden Polizeiarzt obligatorisch und wird mit einer Dienstprüfung abgeschlossen. Zu den Inhalten der Ausbildung zählen Vorträge zu Medizinrecht, Verfassungs- und Verwaltungsrecht oder Verkehrsrecht.

Kommentare