Infizierte Unfallopfer: Ersthelfer in Sorge vor dem Coronavirus

Die Rettungsmannschaften trugen nach dem Unfall auf der S1 Masken und Schutzkleidung. Ein ziviler Ersthelfer war ungeschützt
Nach tödlichem Crash von Staatsanwältin suchte Polizei nach einem Retter. Die Frau glaubte, infiziert zu sein

Es war ein dramatischer Aufruf, der am vergangenen Sonntag nach einem Verkehrsunfall auf der Wiener Außenring Schnellstraße S1 durch die Medien ging. Nachdem eine 37-jährige Staatsanwältin bei Korneuburg mit ihrem Wagen verunglückt war, suchte die Polizei per Zeugenaufruf verzweifelt nach jenem Autolenker, der dem Unfallopfer Erste Hilfe geleistet hatte. Es bestand der dringende Verdacht, dass sich der engagierte Zivilist bei der Frau mit dem Coronavirus angesteckt haben könnte.

Am Tag vor dem tödlichen Crash war ein enger Verwandter der Staatsanwältin positiv auf das Virus getestet worden, er war in Quarantäne. Aus einer Nachricht der Staatsanwältin an ihre Familie ging hervor, dass auch sie davon ausging, das Virus in sich zu tragen. Um ihre Gedanken zu sammeln, soll sie sich ins Auto gesetzt haben und eine Runde gefahren sein.

Reanimation gescheitert

Dabei kam es auf der S1 beim Tunnel Tradenberg im Bezirk Korneuburg zu dem verheerenden Crash. Der Wagen überschlug sich mehrmals und die Frau wurde im Wrack eingeklemmt. Ein nachkommender Fahrzeuglenker eilte der Verunglückten sofort zu Hilfe. Trotz rascher Reanimationsmaßnahmen durch die Crew des ÖAMTC-Rettungshubschraubers gab es für die 37-Jährige keine Rettung mehr. Sie starb noch an der Unfallstelle.

Infizierte Unfallopfer: Ersthelfer in Sorge vor dem Coronavirus

Der ÖAMTC-Rettungshubschrauber bei der Landung auf der S1

Noch bevor die Polizei die Daten des Ersthelfers aufnehmen konnte, war der Mann bereits verschwunden. „Als bekannt wurde, dass das Unfallopfer davon ausging mit dem Coronavirus infiziert zu sein, wurde mit Nachdruck nach dem Zeugen gesucht. Er hörte von der Fahndung und meldete sich zum Glück bei der Autobahninspektion Stockerau“, schildert ein Sprecher der nö. Landespolizeidirektion.

Ein paar Stunden später konnte für den freiwilligen Helfer sowie für alle anderen am Rettungseinsatz Beteiligten Entwarnung gegeben werden. Der Corona-Test der verunglückten Frau verlief negativ, es konnte keine Infektion nachgewiesen werden.

Auch wenn man derzeit davon ausgehen sollte, dass sich Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, in Quarantäne und nicht im Straßenverkehr befinden, raten die Polizei und das Rote Kreuz Ersthelfern zum Einsatz von Einweghandschuhen beziehungsweise von Beatmungstüchern. „Wenn diese Dinge nicht Bestandteil des Erste-Hilfe-Kastens sind, bekommt man sie ganz leicht in der Apotheke“, so ein Sprecher des Roten Kreuz.

Feuerwehr schützt sich

Auch die Feuerwehr hat in Zeiten von Corona spezielle Maßnahmen angeordnet. Diese kamen auch bei dem Unfall am Sonntag zur Anwendung: „Wir tragen bei solchen Einsätzen Schutzmasken und Helmvisier. Je nach Einsatzszenario gibt es auch spezielle Einwegschutzanzüge“, erklärt der Kommandant der Feuerwehr Langenzersdorf, Stefan Janoschek.

Darüber hinaus haben die Landesfeuerwehrverbände Maßnahmen verhängt. Um nicht den Ausfall einer gesamten Einheit zu riskieren, wurde jede Einsatzmannschaft personell reduziert und dafür auf mehrere Gruppen aufgeteilt.

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Die Feuerwehrleute trugen Masken

Raserei

Was das Thema Straßenverkehr und Unfälle anbelangt, gibt es übrigens eine klare Warnung vom Leiter der nö. Landesverkehrsabteilung, Brigadier Ferdinand Zuser. Die leer gefegten Straßen sollen auf keinen Fall zur Raserei missbraucht werden. Bei einer Aktion scharf am Dienstag im Bezirk Baden stoppte die Polizei zahlreiche Sünder. Ein Sportwagenfahrer wurde mit 196 km/h auf der Freilandstraße geblitzt.

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