Infektionsangst treibt Menschen in Spitäler

Infektionsangst treibt Menschen in Spitäler
14 Personen in Wien stationär aufgenommen, viele Verdachtsfälle in häusliche Quarantäne geschickt.

Dass es in Tirol nun zwei bestätigte Corona-Fälle gibt, sorgt bei der Bevölkerung zunehmend für Beunruhigung. Die Anzeichen dafür?  Immer mehr Menschen, die in Italien waren, wollen sich selbst ins Spital einweisen.

Am Landesklinikum Mödling etwa untersuchten die Ärzte gestern, Dienstag, insgesamt 27 Verdachtsfälle. Bis Redaktionsschluss mussten zwei Personen stationär aufgenommen werden, weitere 19 Menschen wurden in Heim-Quarantäne geschickt. Sechs Fälle befanden sich noch in Abklärung.

Zwei Drittel dieser Patienten seien selbstständig ins Spital gekommen und haben einen Abstrich verlangt – etwa weil die Personen den Karneval in Venedig besucht hatten. Wie berichtet, haben sich auch Spitalsmitarbeiter aus der Steiermark und aus St. Pölten freiwillig isoliert, nachdem sie aus Venedig zurückgekehrt waren.

In Wien wurden am Dienstag 14 Verdachtsfälle stationär im Kaiser-Franz-Josef-Spital aufgenommen. Andere Patienten aus Teilen der 4. Medizinischen Abteilung wurden deshalb verlegt, heißt es vom Krankenanstaltenverbund (KAV). So soll der Kontakt vorsorglich vermieden werden.

Einige Menschen hatten sich auch hier selbst eingeliefert. Die Tiroler Landeskliniken vermelden in den Landeskrankenhäusern ebenfalls vermehrte Besuche von Patienten, die mit Verdacht auf das Virus kommen.

Genau davon raten jedoch alle Experten ab: Wer glaubt, sich angesteckt zu haben, soll sich bei einer der beiden Info-Hotlines melden, aber auf keinen Fall auf eigene Faust zum Arzt oder ins Spital fahren, appellieren die Behörden.

Bei den Hotlines verzeichnet man seit Montag eine „deutliche Steigerung“ der Anrufe, sagt David Reif, der Leiter der Wiener Niederlassung des Gesundheitstelefons 1450. Alleine am Dienstagvormittag hätten die Mitarbeiter zehn Verdachtsfälle an die Wiener Berufsrettung vermittelt.

Wer ist ein Verdachtsfall?

Doch wer gilt überhaupt als Verdachtsfall? Entscheidend dafür seien zwei Faktoren, erläutert Reif. Erstens: die Symptome einer Atemwegsinfektion. Zweitens: die Reiseanamnese – also dass jemand in Festland-China oder in einer der fünf betroffenen italienischen Regionen war.

Anrufen
Wer vermutet, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, soll entweder bei der Gesundheitshotline 1450 oder bei der Corona-Hotline der AGES unter 0800 555 621  anrufen.

Verdacht
Als Verdachtsfall gilt, wer akute Symptome einer Atemwegsinfektion aufweist und innerhalb von 14 Tagen vor Auftreten der Symptome Kontakt mit einem wahrscheinlichen Patienten hatte oder sich in Festland-China oder einer der italienischen Regionen Lombardei, Venetien, Piemont, Emilia-Romagna oder Latium aufgehalten hat.

Auf keinen Fall
Beim Verdacht auf Coronavirus-Infektion auf keinen Fall auf eigene Faust zum Arzt oder ins Krankenhaus fahren, sondern sich bei einer Hotline melden.

Besteht aufgrund beider Faktoren der begründete Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus, werde die Rettungskette in Gang gesetzt. Das heißt: Die Rettung wird informiert, um die Betroffenen zur weiteren Abklärung ins Spital zu bringen.

Nicht jeder Anrufer weise Symptome auf, sagt Reif: Viele seien „einfach nur besorgt oder wollen wissen, was das Virus überhaupt ist“.

Infektionsangst treibt Menschen in Spitäler

In Tirol haben die Krankenhausmanager Plakate aufgestellt, die auf das richtige Verhalten hinweisen.

In diesen Fällen könne man rasch „Sicherheit geben“. Es häuften sich aber auch die Anrufe von Menschen, die kürzlich in Italien waren, nun grippeähnliche Symptome aufweisen und sich deshalb Sorgen machen.

59 Spezial-Spitäler

Insgesamt gibt es in Österreich  59 Spitäler, die  für die Behandlung von Coronavirus-Erkrankten gerüstet sind. Das Bundesland mit den meisten derartigen Häusern ist Oberösterreich (16).  Darunter sind nicht nur öffentliche Kliniken, sondern auch Ordensspitäler. Niederösterreich ist auf Platz 2 (14), gefolgt von Tirol (8).

Experten weisen schon jetzt darauf hin, dass diese Krankenhäuser ausreichend Beatmungsgeräte sicherstellen müssen, um die Patienten entsprechend versorgen zu können.

Kommentare