Immer weniger Zivildiener: Rotes Kreuz schlägt Alarm

Immer weniger Zivildiener:  Rotes Kreuz schlägt Alarm
Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuz, erklärt, wie der Zivildienst attraktiver gemacht werden kann.

Rund 95 Prozent aller Zivildiener beim Roten Kreuz sind im Rettungsdienst eingesetzt. Deshalb zeigt sich der Präsident der Organisation, Gerald Schöpfer, nun über sinkende Zahlen besorgt. 2018 gab es 300 Zivildiener weniger als 2017 und 600 weniger als 2016.

Das habe mehrere Gründe. Einerseits kämen jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge in das Alter, in dem üblicherweise der Zivildienst absolviert wird. Andererseits würden sich wieder mehr junge Männer für den Dienst beim Bundesheer entscheiden.

Gesundheitsprogramm

Ein dritter wesentlicher Grund ist die Untauglichkeit vieler jungen Männer. 2018 waren 30 Prozent der 18-jährigen Wehrpflichtigen untauglich. Um diesem Trend ein Ende zu setzen, könnte man sich beim Roten Kreuz präventive Maßnahmen vorstellen, wie etwa Gesundheitsprogramme an Schulen.

„Im vergangenen Jahr war ein Drittel untauglich. Das ist eine sehr hohe Zahl, die eigentlich der gesamten Gesellschaft zu denken geben sollte. Man müsste schauen, warum das so ist und ob es Dinge gibt, die man durch einen anderen Lebensstil ändern könnte“, sagt Schöpfer im KURIER-Gespräch.

Warum eigentlich, Gerald Schöpfer

Ebenfalls vorstellbar wäre für die Rettungsorganisation der Vorschlag der ehemaligen Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP). Sie hatte die Möglichkeit einer sogenannten „eingeschränkten Tauglichkeit“ zur Diskussion gestellt. Hier müsse dann aber klar ausgeführt werden, was diese Zivildiener machen dürfen. Im Rettungsdienst könnten diese nämlich nicht eingesetzt werden. Der Dienst sei physisch und psychisch zu fordernd.

An anderer Stelle, wie zum Beispiel als Unterstützung bei sozialen Einrichtungen von NGOs, könnten aber auch für den Wehrdienst untaugliche Menschen zum Einsatz kommen.

Ein bereits praktiziertes Konzept, das die sinkenden Zivildienerzahlen ausgleichen soll, ist das sogenannte freiwillige soziale Jahr. Im Zuge dessen können sich junge Frauen für den Dienst bei NGOs verpflichten. Die Zahl jener, die dieses Jahr absolvieren, ist laut Schöpfer aber noch ausbaufähig.

Um den Schwund von Zivildienern auszugleichen, wäre jedenfalls eine Attraktivierung des Freiwilligendienstes wichtig. Erworbene Kenntnisse wie die Sanitätsausbildung könnten an ein Studium angerechnet werden. Außerdem soll es eine Haftpflichtversicherung für Menschen geben, die im Rettungseinsatz tätig sind.

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