IGGÖ zu Imam-Ausbildung: "Frage der Finanzierbarkeit"

Symbolbild: Muslime beim Freitagsgebet in Paris
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) stand im Sommer finanziell mit dem Rücken zur Wand. Während des ersten Lockdowns brachte Corona kleine Moscheegemeinden in Bedrängnis, ein Drittel der rund 350 Gotteshäuser stand vor der Pleite – der KURIER berichtete.
Durch geschlossene Moscheen blieben auch Besucher bei Freitagsgebeten – und damit wichtige Spendeneinnahmen – aus. Die IGGÖ konnte die Pleiten über Fundraising-Kampagnen vorerst abwenden, steht nun aber wieder vor einem ähnlichen Problem. Dauerhaft problematisch bleibt der Mangel an Predigern.
In 45 Moscheen fehlt laut IGGÖ derzeit ein „hauptberuflicher Imam“. Ehrenamtliche Mitglieder springen in die Bresche, was nicht verboten ist, wie die IGGÖ klarstellt: „Grundsätzlich ist im Islam jeder dazu befähigt, die Gemeinde zumindest im Gebet zu leiten, also vorzubeten.“
Sehr wohl könnte es sich aber auf die Qualität der Gottesdienste auswirken. Dass die Gemeinden politisch unter Druck stehen, macht den Beruf des Imams nicht attraktiver: Als Folge des Anschlags in Wien sollen unter anderem Imame in Zukunft in einem Register verzeichnet werden. Ein solches Register führe man seit Jahren, zeigte sich die IGGÖ-Präsident Ümit Vural verwundert: „Aber wie hätte das jetzt den Attentäter aufhalten sollen?“
"Beruf des Imam attraktiver gestalten"
Die IGGÖ schlägt eine grundsätzliche Änderung vor: Derzeit müssen Kultus- und Moscheegemeinden Imame selbst anstellen und bezahlen. Um den religiösen Betrieb im Rahmen der Lehre des Islam, „die von der IGGÖ vertreten wird“, zu garantieren, möchte die IGGÖ zumindest in Österreich ausgebildete Prediger bei sich anstellen.
Das solle „eine berufliche und finanzielle Absicherung bieten, den Beruf des Imams dadurch attraktiver gestalten“ und sei eine der wichtigsten Prioritäten der IGGÖ, heißt es. Ohne staatliche Hilfe dürfte es allerdings schwierig werden, wie das Statement der Gemeinschaft insinuiert: „Am Ende ist es aber auch und vor allem eine Frage der Finanzierbarkeit.“
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