"Ich wollte ihr weh tun, mit Händen, mit den Füßen und mit dem Messer"

Der Angeklagte bestreitet die Tötungsabsicht
Prozess in Graz: Junge Frau wurde von ihren Ex-Freund niedergestochen.

Drei Justizwachebeamte führen den Angeklagten herein. Die Handfesseln nehmen sie ihm auch im Gerichtssaal nicht ab. Richterin Michaela Lapanje begründet, weshalb: "Man kann sein Verhalten hier nicht abschätzen."

Elf Mal soll der 36-Jährige im Jänner dieses Jahres auf seine Ex-Freundin eingestochen haben. Lydia K. überlebte dank Notoperation und einer Polizeischülerin, die zuvor mit ihren Händen die Wunden zugedrückt hat. "Ich hab’ gewusst, er will mich umbringen", sagt die 26-Jährige vor Gericht. "Er hat sicher gedacht, dass ich tot bin."

Aber davon will der 36-Jährige nichts hören. Er habe bloß mit Lydia reden wollen, behauptet er. "Um herauszufinden, was Sache ist." Schließlich habe sie nicht mehr auf seine Nachrichten reagiert. "Sendepause war", kommentiert die Richterin. "Sie hat keinen Kontakt mehr gewünscht. Ein Betretungsverbot lässt darauf schließen." Zwei Tage bevor der 36-Jährige auf die Grazerin einstach, soll er versucht haben, ihre Tür einzutreten. Die Polizei wies ihn weg, zum zweiten Mal schon.

Am 16. Jänner stand er dann vor ihrem Wohnhaus, ein Klappmesser hatte er in der Tasche. Lydia sah ihn und alarmierte die Polizei. Das ist wichtig in diesem Fall, auch wenn es in dem Mordversuchsprozess gegen den 36-Jährigen nur bedingt eine Rolle spielt: Er schaffte es ins Stiegenhaus und stürmte an zwei Polizisten sowie einer Polizeischülerin vorbei in die Wohnung, nachdem die Grazerin den Beamten die Tür geöffnet hatte.

Lydia K. und ihre Anwältin Karin Prutsch werfen den Polizisten vor, das nicht verhindert zu haben. In dem Fall läuft ein eigenes Erhebungsverfahren. Erst einer weiteren Polizeistreife gelang es, den 36-Jährigen festzunehmen. Da lag Lydia bereits lebensgefährlich verletzt am Boden ihres Schlafzimmers.

"Schalter umgelegt"

Immer wieder fragt die Richterin den Angeklagten, weshalb er zur Ex-Freundin ging. "Was wollten sie denn dort tun? Das Haus ausmalen?" Die Antwort ist patzig: "Wenn Sie mich so fragen - ich wollte ein Kind mit ihr." Doch dann habe Lydia ihn vor den Polizisten als "einen Ex-Freund" bezeichnet. "Da ist bei mir ein Schalter umgelegt worden. In dem Moment war der Angriff auf die Lydia", schildert er. "Ich hab’ das austanzen wollen mit ihr, ich hab’ sie angegriffen."

Doch von töten sei das weit entfernt. "Ich wollte ihr weh tun, mit Händen, den Füßen und mit dem Messer. Den Schmerz, den sie mit zugefügt hat, wollte ich ihr auch zufügen." Verteidiger Manfred Rath nennt das eingangs "Bestrafung" aus Ärger und Eifersucht, weil sie es "nicht ernst gemeint habe" mit seinem Mandanten: "Eine reine Beziehungstat."

Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt; vermutlich dürfte auch das Urteil fallen.

Kommentare