Hungernde Tiere: Wild leidet unter Schnee

Wildtiere sind an den Winter angepasst.
Tieren ist es nicht mehr möglich, die Futterplätze zu erreichen. Jäger haben sich einschneien lassen, um füttern zu können.

Dramatisch wie schon lange nicht stellt sich die Situation in den tief verschneiten Gebirgslagen für das Wild dar. „Ich müsste dringend hinaus in den Wald, um das Wild zu füttern. Aber es ist unmöglich, die mehr als fünf Kilometer mit irgendeinem Fahrzeug zu schaffen“, berichtet Roman Huber aus Göstling an der Ybbs. Der Jäger sorgt sich wegen der außergewöhnliche Situation sehr um die Tiere: „Die großen Schneemengen sind innerhalb so kurzer Zeit gekommen, dass sich das Wild nicht darauf einstellen konnte. Normalerweise zieht es ja unter solchen Umständen von den Höhen ins Tal. Aber es haben die Tiere  inzwischen allergrößte Mühe, von einem Ort zum anderen zu gelangen.“

In der Steiermark und in Salzburg sind Berufsjäger der Bundesforste  in ihren Hütten geblieben und haben sich einschneien lassen, damit sie das Wild vor Ort weiter füttern können. „Grundsätzlich ist viel Schnee im Nadelwald eher günstig, weil das Will dann die tiefer hängenden Äste leichter erreichen kann“, erzählt Pia Bucher von den Bundesforsten. Schwierig wird es aber beispielsweise für die Gämsen in baumlosen Lagen. Deshalb versuchen Jäger, -  inzwischen auf Tourenskiern - zu den hungernden Tieren vorzudringen, soweit das die Lawinenlage erlaubt. In Einzelfällen wirft man auch Heuballen vom Hubschrauber ab.
Vereinzelt suchen Wildtiere in ihrer Not auch die Nähe von Siedlungen auf. Hier sollte man unbedingt die Jäger verständigen, die wissen, welches Futter die Tiere vertragen.

„Die Jäger sind daher aktuell im Hocheinsatz, um selbst unter widrigsten Verhältnissen die Futterplätze regelmäßig aufzusuchen, zu kontrollieren und mit frischem Futter zu versehen. Denn vor allem in Zeiten massiven Schneefalls und damit des Wegfalls von Äsung ist eine Fütterung zum Schutz der Wildtiere dringend notwendig“, sagt Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll.

Hungernde Tiere: Wild leidet unter Schnee

Höhere Schnee kann dem Wild helfen, tiefer hängende Fichtenäste zu erreichen

„Wildtiere passen ihren Stoffwechsel den Gegebenheiten der kalten Jahreszeit an, können aber in der intensiv genutzten Kulturlandschaft keine weiten Wanderungen unternehmen“, informiert Norbert Walter, derzeit Vorsitzender des Dachverbandes Jagd in Österreich und Landesjägermeister von Wien. Deshalb sei es besonders wichtig, das Wild nicht zu beunruhigen. „Besonders für Rot- und Rehwild ist es wichtig, jeden Tag zur gleichen Uhrzeit artgerechte Nahrung zu erhalten. Jäger erfüllen hier eine äußerst wichtige Aufgabe“, betont Walter.

Betroffen sind aber auch Kleintiere und Vögel. ,„Mehrmals wöchentlich werden geschwächte Vögel und Igel gerettet, die sich im Herbst nicht genug Vorratsspeck anfressen konnten und deshalb auf Futtersuche sind“, berichtet Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe. Ihre Wildtierhotline 0677/61425226 ist rund um die Uhr besetzt.

Hungernde Tiere: Wild leidet unter Schnee

„Die Lage spitzt sich schön langsam zu, denn die Tiere sind auf Hilfe eingestellt“, meint auch der steirische Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof Saurau. In zu gefährlichen Gebieten könne man aber Menschen nicht in Gefahr bringen.

Begeisterung hat das Video einer spektakulären Tierrettung im Internet ausgelöst: Wie berichtet,  haben ÖBB-Mitarbeiter in  der  Steiermark  am vergangenen Dienstag bei Schneeräumungsarbeiten am Eingang des Nationalparks Gesäuse eine Gams entdeckt, die  in einem Graben im Schnee fest steckte und noch dazu vom Räumfahrzeug verschüttet wurde, weil der nicht so schnell anhalten kann.

"Hurra die Gams" - ÖBB-Mitarbeiter retteten verschüttetes Tier aus Schnee

Die ÖBB-Leute stoppten ihren  Räumzug, um zu helfen. Mit Schaufeln haben sie das Tier aus dem schweren Schnee befreit, das Tier flüchtete anscheinend unverletzt.

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