Hunde als Schutz gegen Wölfe: Erster Modellversuch gescheitert
Weit größer als von vielen angenommen sind die Herausforderungen, die Wölfe für Teile der Landwirtschaft mit sich bringen können. Das zeigte ein erster Modellversuch zum Schutz von Nutzviehherden im Osttiroler Kals, der nach zwei Jahren eingestellt wurde. Ohne, dass es jemals Kontakt zu einem Wolf gegeben hat. Zu viele Faktoren – von Haftung bis Tierschutz – standen einem Erfolg entgegen, meint der Obmann der Nationalen Beratungsstelle für Herdenschutz, Georg Höllbacher.
Wie berichtet, sorgen sich besonders Weidehalter um ihre Nutztiere. Sie fürchten, dass der Wolf der natürlichsten Art der Tierhaltung, der Almwirtschaft, den Garaus macht, weil sie nicht mehr rentabel sei. "Es genügt nicht, ein paar Zäune aufzustellen, was je nach Gelände ohnehin schon schwer zu bewältigen ist", sagt Höllbacher. Man muss die Zäune auch kontrollieren, benötigt Hirten, die mit den Tieren gut umgehen können. Dazu kommt das Arbeitsrecht: "Der Hirte lebt drei Monate nonstop in der Wildnis, wie soll er Ruhezeiten einhalten?", fragt Höllbacher. So ein Mitarbeiter müsste, realistisch betrachtet, für die kurze Zeit 20.000 Euro kosten", rechnet er vor. Außerdem gebe es zu wenig Personal, das gut mit Schafen umgehen kann.
Ein zweites Problemfeld seien die Herdenschutzhunde, die für ihren Einsatz noch in ausreichender Zahl gezüchtet werden müssten. "Erst nach einem Jahr weiß ich, ob ein Hund von seinem Charakter her geeignet ist", sagt Höllbacher. Was aber, wenn ein Hund sich als zu aggressiv erweist? "Einer hat ein Schaf getötet. Den kann ich doch nicht einfach weiter vermitteln, vielleicht gar an eine Familie?", fragt Höllbacher.
Außerdem würde das Tierschutzgesetz fordern, dass er auf der Weide einen Unterstand für die Herdenschutzhunde errichtet. "Diese sollen aber auch bei schlechtem Wetter bei der Herde sein und sich nicht in der Hütte verstecken, denn genau dann greifen die Wölfe an", sagt Höllbacher.
Weiters gehe es um die Haftungsfragen bei Unfällen. "Wenn etwas mit einem Wanderer passiert, der sich unvorsichtig verhält, ist der Halter in der Pflicht, weil die Hunde unbeaufsichtigt waren", erklärt Höllbacher. Das ist aber die Aufgabe der Hunde – alleine zu arbeiten.
Risiko
"Dazu kommt, dass nicht jeder, der eine Alm bewirtschaftet, mit Hunden umgehen kann. Manche haben keine Beziehung zu ihnen oder fürchten sich", zeigt Höllbacher auf. Und: Alltägliche Arbeiten werden riskant: "Kommen Schafscherer oder Tierarzt, muss ich ständig aufpassen, dass die Hunde weg gesperrt sind und nicht auskommen. Das erhöht den Aufwand enorm", sagt er.Höllbacher spricht eine Grundsatzfrage an: "Solange die Haftung – auch bei der Annäherung an Kühe – nicht bei der Person liegt, die sich falsch verhält, ist das für die Landwirte nicht zu schaffen." Dazu gebe es nun viele politische "Hausaufgaben".
Kommentare