Die Bilder vom Hochwasser 2021 sind noch allgegenwärtig. Das Land plant, Rückhaltezonen im Krimmler Achental, dem Obersulzbachtal, dem Habachtal, dem Hollersbachtal und in Felbertal-Hintersee zu errichten. Sie alle liegen im sensiblen Bereich des Nationalparks Hohe Tauern. Damit derartige Bauten möglich sind, hat das Land Salzburg zuletzt auch das Nationalparkgesetz geändert.
Schutz für Salzachtal
„Die Retention in den Seitentälern ist eine Zusatzmaßnahme und Notreserve, die Rückhalteflächen im Salzachtal bleiben vollumfänglich erhalten“, erläutert Martin Zopp, Bereichsleiter des Referats Wasserbau beim Land Salzburg, die Pläne, und er ergänzt: „Niemand kann wissen, wie sehr Starkregenereignisse in Zukunft noch extremer werden, durch die Nutzung der Seitentäler kann massiven Schäden im Salzachtal vorgebeugt werden.“
Ablösegespräche
2023 hätten die Grundablösegespräche abgeschlossen und die Behördenverfahren begonnen werden sollen. 2024 ist all das in weiter Ferne. Zopp: „Bis dato wurden keine schriftlichen Verträge abgeschlossen.“
Die Schätzung eines Sachverständigen – die Basis für die Vereinbarungen – habe sich aufgrund der Komplexität des Projekts verzögert. Diese Vereinbarungen wiederum seien Basis für die Behördenverfahren.
Die Interessen in der Region sind unterschiedlich. Die einen wollen Hochwasserschutz so schnell wie möglich, und das in den Tauerntälern. Die anderen wollen, dass die sensiblen und wertvollen Flächen im Nationalpark hinter den Hochwasserschutzmauern nicht permanent überflutet und schwer in Mitleidenschaft gezogen werden.
20 Meter hohe Mauern
Die Dimensionen sind gewaltig: Bis zu 20 Meter hoch wären die Staumauern, im Krimmler Achental würde eine Fläche von 26 Fußballfeldern so hoch unter Wasser stehen. Friedl Geisler ist seit Jahrzehnten Hüttenwirt des Krimmler Tauernhauses auf 1.631 Metern Seehöhe.
Er betont eingangs: „Wir sind nicht gegen Hochwasserschutz, wir wollen nur, dass Alternativen geprüft werden.“ Das eine die als Gegner bezeichneten Bauern in den Tauerntälern und die Initiative „Rettet den Oberpinzgau“ in Mittersill.
Denn der Hochwasserschutz könne weiter unten, etwa in der „Holztratten“ bei Krimml zumindest genauso gut, aber ohne massive Eingriffe in die Kulturlandschaft erfolgen, „da werden keine hochwertigen Biodiversitätsflächen zerstört“, sagt Geisler. Das ist ein Grund, warum er gegen den Hochwasserschutz in den Seitentälern ist.
Massive Belastung für Tourismus
Der andere ist die massive Belastung der kleinen Wege und des Tourismus während der Bauzeit: „Das dauert zumindest zwei ganze Sommer lang.“ Und dann folgt das Geschiebemanagement. Sprich: Im Rückhaltebecken sammelt sich nicht nur Wasser, sondern auch Schlamm und Geröll, loses Gestein. Tausende Kubikmeter müssten regelmäßig nach starken Regenfällen mit großen Lastwagen abtransportiert werden.
Was die unberührte Landschaft, die Ruhe, die Natur massiv beeinflusse, abgesehen davon, dass die Wege dafür nicht ausgelegt sind. Dass auch eine Stromversorgung für alle Schutzanlagen hergestellt werden müsse, ist nur mehr ein Detail am Rande.
Aber Geisler sieht jetzt Hoffnung aufkeimen. „Wir hatten ein gutes Gespräch mit Landesrat Josef Schwaiger, er hat uns zugesagt, dass wir ein externes Gutachten machen dürfen“, hegt Geisler Hoffnung. Dieses Gutachten erstellt sein Neffe Markus Geisler, ein Experte in Sachen Hochwasserschutzbauten, gemeinsam mit internationalen Experten von der Uni Straßburg.
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