Wucht des Klimawandels: Venedig und Österreich, tief getroffen
Novemberschnee im für seine Skiberge bekannten Österreich? Wie gewöhnlich mag die erste Reaktion auf den heftigen Schneefall in Teilen des Landes sein. Aber so banal ist die derzeitige Wetterlage allerdings nicht, klärt Meteorologe Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst "Ubimet" auf: "Ein Italientief im November, ja, das ist normal. Zwei sind auch okay. Aber dass das nicht aufhört, dass da eines auf das andere folgt, das ist ungewöhnlich."
Tief Detlef: Der Brenner eingeschneit, Venedig knietief unter Wasser
Mehr Niederschlag als in einem gesamten Monat
Exakt das passiert derzeit. Auf "Detlef" folgt am Freitag mit "Ferdinand" das nächste Italientief, in der Nacht zum Sonntag schiebt sich ein weiteres heran. Rechnet man die beiden Tiefs der vergangenen Woche mit, waren das fünf Tiefdruckströmungen in Serie. Das führt von Osttirol über Oberkärnten bis in die Obersteiermark zu massiven Schneefällen, in tieferen Lagen zu Regen.
Und das passiert in Mengen, die für November dann auch nicht mehr normal sind: In Teilen Oberkärntens fiel bis jetzt schon zweieinhalb Mal so viel Niederschlag wie sonst in einem durchschnittlichen November. "Und da kommt noch was", warnt Meterologe Zimmermann. Mittwochfrüh stand etwa in Kornat im Kärntner Lesachtal der Neuschnee 50 Zentimeter hoch, in Virgen in Osttirol 47 Zentimeter, im Salzburger Krimml 35 Zentimeter.
Spital nicht erreichbar
Das führte zu Behinderungen im Straßen- wie Zugsverkehr, in der Steiermark war etwa das LKH Stolzalpe nicht erreichbar, 50 Patienten sunbd dort, doch die Kraneknasntaltengesellschaft beruhigt: Wegen seiner exponierten Lagesei das Haus öfter einmal abgeschnitten. "Anlass zur Sorge gibt es nicht", heißt es in einer Mitteilung. "Sowohl Vorräte als auch Kapazitäten reichen für ein Vilefaches der Zeit."
In Kärnten, Tirol und der Steiermark waren am Mittwoch zudem bis zu 10.000 Haushalte ohne Strom. Doch ab kommender Woche soll das Wetter besser - sprich trockener - werden, zuvor sorgt jedoch ein Föhnsturm für am Freitag für Windspitzen in hohen Lagen um die 130 km/h.
Das selbe Tief in Venedig
Die selbe Wetterlage beschäftigt derzeit auch viele Italiener und Touristen in Venedig. Überflutungen in einer Höhe von fast 1,90 Meter sind selbst für die überschwemmungserprobte Lagunenstadt zu viel, der Bürgermeister rief den Notstand aus.
Österreich wie Venedig traf das selbe Tief "Detlef", auch wenn es dort "Bernardo" bezeichnet wird. Doch egal, welcher Name, die Auswirkungen sind daramatisch, zwei Menschen sind bereits gestorben.
Was der Klimawandel damit zu tun hat
Der venezianische Bürgermeister Luigi Brugnaro macht den Klimawandel für die Ausnahmesituation verantwortlich. Damit dürfte er in einem größeren Zusammenhang betrachtet nicht ganz falsch liegen, denn so festgefahrene Wetterlagen wie derzeit würden "in jüngsten Studien dem Klimawandel zugeschrieben", betont Ubimet-Experte Zimmermann. "Vier, fünf Tiefs in Folge sind ungewöhnlich." Das kennt man aus dem Sommer 2019: Da folgte Hoch auf Hoch und sorgte ab Juni für Hitzerekorde.
Bilder eines überschwemmten Venedigs gibt es allerdings jedes Jahr. „Acqua alta“ entsteht, wenn der Windstrom Scirocco die starke Flut nach Venedig drückt. In den vergangenen Jahrzehnten stieg das Wasser mit einigen Ausnahmen auf etwa 100 bis 130 Zentimenter an – der Markusplatz stand dann rund 20 Zentimenter unter Wasser. Zudem sinkt die auf Holzpfählen errichtete Stadt jedes Jahr ab, Messungen zufolge bis zwei bis vier Millimeter pro Jahr. Forscher befürchten, dass Venedig künftig bis zu 250-mal jährlich überflutet werden könnte.
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