Nach beispielloser Hitzewelle in Österreich: Lawinengefahr in den Bergen

Verschneite Hütte in den Bergen
Nach einer außergewöhnlichen Hitzewelle gibt es nun einen Kälteeinbruch mit Neuschnee in den Alpen. Ab Sonntag wird es wieder sommerlich mit bis zu 30 Grad. Gewitter sind jedoch möglich.

Zusammenfassung

  • Ungewöhnliche Neuschneemengen in den Zillertaler Alpen und Hohen Tauern erhöhen die Lawinengefahr im Hochgebirge.
  • Der Wetterumschwung von extremer Hitze zu Schneefällen ist selten, aber im vergangenen Jahrhundert nicht untypisch, so Meteorologe Zimmermann.
  • Tief "Gabriel" sorgt momentan für mäßige Temperaturen und Regen, bevor am Wochenende sommerliches Wetter zurückkehrt.

Die bei Sommerliebhabern verpönten Worte sind dieser Tage im Smalltalk schon wieder zu hören: "Es herbstelt." Das ist nicht von der Hand zu weisen.

Was nicht heißt, dass der Sommer nicht wiederkehrt. Aber nach einer in Teilen des Landes in der Wetterhistorie noch nie dagewesenen Hitzewelle, wirkt ein markanter Kälteeinbruch weiter nach.

Der Lawinenwarndienst Tirol ist eigentlich in der Sommerpause. Aber angesichts der Lage im Hochgebirge wurde er am Donnerstag aktiv. "Besonders auf den Bergen der Zillertaler Alpen und der Hohen Tauern hat es in den vergangenen Tagen ordentlich geschneit", heißt es im Blog der Lawinenexperten.

Bis zu 80 Zentimeter Neuschnee

Die Neuschneesummen seit Montagabend auf rund 2.800 Metern würden sich zwischen 30 und 80 Zentimeter belaufen. Und das birgt Gefahren. "Bei Sonneneinstrahlung mit dem Anstieg der Temperaturen sind kleine nasse Lockerschneelawinen aus extremen Steilhängen zu erwarten", wird gewarnt.

Schnee auf der Nordkette im Juli

Als sich am Dienstag nach starken Regenfällen in Tirol die Wolken über der Innsbrucker Nordkette lichteten, präsentierte sich die Bergkette angezuckert. 

Vorsicht sei in den kommenden Tagen – auch mit Hinblick auf eine mögliche Spaltensturzgefahr auf Gletschern – geboten. Den die Spalten könnten verschneit oder eingeweht sein. Von Montag auf Dienstag hat es im Westen Österreichs teilweise bis nahe an die Waldgrenze herunter geschneit.

Achtung bei der Tourenplanung

In Innsbruck wurde etwa die Nordkette oberhalb von 2.000 Metern angezuckert. Wanderer und Bergsteiger sollten die aktuelle Lage in ihrer Tourenplanung berücksichtigen. Die Situation ist vergleichbar mit jener im Frühjahr, wenn das Tal bereits grün ist, am Berg aber noch Altschneefelder zur Gefahr werden können.

So hart der Kontrast zwischen einer zuletzt quälenden Serie an Hitzetagen - im Kärntern Ferlach wurde mit 19 Tagen mit 30 Grad und mehr gar ein neuer Österreichrekord für die erste Sommerhälfte aufgestellt - und nunmehr einem Wintereinbruch im Hochgebirge sein mag: 

"Neuschnee im Hochgebirge mitten im Sommer ist selten geworden, war aber im vergangenen Jahrhundert normal", erinnert Meteorologe Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet.

Die Gletscher verschwinden

Der Klimawandel hat auch hier Spuren hinterlassen: Dieser ausbleibende Sommerschnee sei mit ein Grund dafür, dass die "Gletscher im Alpenraum keine Chance mehr haben". Allerdings sei die Lawinengefahr jetzt nicht vergleichbar mit der im Winter, beruhigt Zimmermann: Es bestehe zwar die Gefahr von Nasschneelawinen, aber wirklich nur im Hochgebirge; außerdem werde sich die Lage binnen weniger Tage wieder ändern.

Das hat mit der aktuellen Wetterprognose zu tun, die ab dem Wochenende wieder sommerliches Wetter verspricht.

Das gar seltsame Tief "Gabriel"

Aber bis dahin hat Tief "Gabriel" noch das Sagen: Es liegt derzeit noch über Belarus und kommt via Polen und Deutschland auch nach Österreich - es bewegt sich also von Ost nach West. Das allein schon ist ungewöhnlich, denn Tiefs ziehen über Europa eigentlich in die andere Richtung.

Und "Gabriel" setzt noch eines drauf: Anfang kommender Woche macht es kehrt und driftet wieder zurück in den Osten. "Hin und wieder gibt es so etwas", merkt Meteorologe Zimmermann an.

Wegen "Gabriel" sind die Temperaturen derzeit auch noch ziemlich verhalten. Am Freitag bleibt es laut Prognose wechselhaft, verbreitet mit Regen und Gewittern. Die Tageshöchstwerte kommen je nach Region nicht über 18 bis 24 Grad hinaus.

Der Samstag präsentiert sich ähnlich, wenn auch weniger anfällig für Regen. Die Tageshöchstwerte liegen bei 20 bis 26 Grad.

Es geht wieder aufwärts

Am Sonntag "kehrt dann langsam der Sommer wieder zurück", verspricht Zimmermann: 24 bis 30 Grad sind zu erwarten, allerdings nicht ungetrübt. Am Nachmittag sind Gewitter wahrscheinlich, am ehesten im südlichen Wiener Becken oder in der Oststeiermark. Für Montag und Dienstag sind dann jeweils 25 bis 31 Grad prognostiziert.

Kommt eine neue Hitzewelle?

Hitze wie vergangene Woche oder auch derzeit noch in Griechenland ist für Österreich vorerst keine zu erwarten. Die Langzeitmodelle deuten aber auf eine neuerlichen hochsommerlichen Verlauf ab 20. Juli hin, diese Prognosen sind allerdings noch sehr vage.

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