Helmpflicht: Gegner und Befürworter im Zahlenstreit
Nur für junge E-Scooter-Fahrer soll ein Helm verpflichtend sein.
Während auf europäischer Ebene noch darüber diskutiert wird, ob 2035 das Aus für den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren kommen soll oder nicht, hat die Elektromobilität das Bild des Verkehrs längst gravierend geändert.
Im Flach- wie im Bergland sitzen Menschen auf E-Bikes, denen das Radeln mit reinem Eigenantrieb zu mühselig oder schweißtreibend war. Und durch Österreichs Städte flitzen massenhaft E-Scooter, mit denen sich Lücken im öffentlichen Verkehr schließen lassen. Das erleichtert den Verzicht auf das Auto.
Überbrückung für Pendler
Ein Blick auf Wien zeigt: Laut den zwei großen E-Scooter-Verleihern, die sich den Markt in der Stadt aufteilen, erfolgt die Hälfte der Fahrten mit den rund 4.000 Geräten „zu klassischen Pendlerzeiten“.
Wer jedoch mit E-Bike oder E-Scooter unterwegs ist, kann naturgemäß, wie mit jedem anderen Gefährt, auch crashen. Und das bei durchaus beachtlichen Geschwindigkeiten. Wie hoch das Unfallrisiko ist, wird nun bereits seit Monaten heftig diskutiert. Wie berichtet, stand zunächst eine generelle Helmpflicht für alle elektrobetriebenen Zweiräder im Raum.
Helm nur für die Jungen
Eine noch in Begutachtung befindliche Novelle der Straßenverkehrsordnung sieht nun eine klassisch österreichische Regelung vor. Die Helmpflicht soll kommen – aber nicht für alle. Betroffen wären E-Bike-Fahrer bis zum 14. sowie E-Scooter-Fahrer bis zum 16. Lebensjahr.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) hat am Montag noch einmal Druck für eine Helmpflicht für alle – also unabhängig vom Alter – gemacht. Mindestens 28 Menschen seien heuer auf Österreichs Straßen bei Unfällen mit E-Bikes tödlich verunglückt, mit dem E-Scooter waren es fünf, hieß es in einer Aussendung des KfV.
Verwiesen wird aber auch auf die Zahl der Verletzten, die von dem Verein seit jeher in verschiedensten Bereichen hochgerechnet werden – basierend auf Interviews mit verletzten Personen in ausgewählten Krankenhäusern.
Verletzungsmuster
So habe es zuletzt „fast 10.000 Verletzte mit E-Bikes“ gegeben, wird für eine altersunabhängige Helmpflicht für Fahrer elektrogetriebener Zweiräder argumentiert. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ), der sich einem ökologisch verträglichen Verkehrssystem und den Interessen der Schwachen im Verkehr verpflichtet sieht, ortet hier eine verzerrte Darstellung.
Es werde der Eindruck erweckt, dass es sich bei den verletzten E-Bikern – konkret rund 9.800 – um Personen mit Kopfverletzungen handle. Ein Blick in die öffentlich zugänglichen Daten, auf die sich der KfV bezieht, zeigen:
Spitalsaufenthalte nach Radunfällen werden unabhängig vom Antrieb gemeinsam dargestellt, 2024 waren das 37.400. Davon seien aber nur sieben Prozent Kopfverletzungen geschuldet gewesen, so der VCÖ.
Der hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass jeder zweite im Vorjahr tödlich verunglückte E-Biker einen Helm trug. Und dass sich keiner der 20 letalen Unfälle auf einem Radweg ereignet hat. Conclusio: Es brauche mehr sichere Radweginfrastruktur, keine Helmpflicht.
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