Tod auf der Straße: So gefährlich sind E-Scooter in Österreich

Ein 14-jähriges Mädchen ist tot, ihre gleichaltrige Freundin schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Das ist die tragische Bilanz eines schweren Verkehrsunfalls, der sich Dienstagabend im oberösterreichischen Schlierbach (Bezirk Kirchdorf an der Krems) ereignet hat.
Die beiden Teenager waren gemeinsam auf einem E-Scooter unterwegs, als es zu einer folgenschweren Kollision mit einem Auto kam. Die Jugendlichen waren aus einer Bahnunterführung kommend in die Blumauer Straße eingefahren und wurden vom Auto einer 38-Jährigen erfasst.
Meterweit geschleudert
Durch die Wucht des Aufpralls wurden die beiden Mädchen mehrere Meter weit geschleudert. Eines ist am Donnerstag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen. "Die Unfallopfer haben keinen Helm getragen“, sagt eine Sprecherin der Landespolizeidirektion OÖ auf Nachfrage.
Wie berichtet, will Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) allen Lenkern von zweirädrigen Elektrogefährten eine Helmpflicht auferlegen. Ein entsprechender Maßnahmenvorschlag befindet sich gerade in Ausarbeitung und soll über den Sommer fertiggestellt werden.
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) spricht sich, wie berichtet, zwar für Helme, aber gegen eine Tragepflicht bei E-Bikes und E-Scootern aus. Vor allem in Hinblick auf das Ziel der Bundesregierung, den Radverkehrsanteil zu verdoppeln, sieht man darin eine mögliche Hürde für den Umstieg aufs Rad – und den Hebel an der falschen Stelle angesetzt.
Kein einziger Toter auf Radweg
Von 20 im Vorjahr tödlich verunglückten E-Bikern, von denen jeder zweite einen Helm trug, starb kein einziger auf einem Radweg. Die Gefahr lauert also vor allem auf der Straße. Aus Sicht des VCÖ müsste daher ein Ausbau der sicheren Radweg-Infrastruktur im Fokus stehen.
Ähnliches gelte auch für E-Scooter. „Dieser Unfall wäre auf einem Radweg nicht passiert“, sagt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Er hat für den KURIER die Zahlen zu tödlichen Unfällen mit E-Scootern ausgehoben. Im Vorjahr gab es davon sieben.
Es zeigt sich ein ähnliches Bild, wie bei den E-Bikes. Alle diese Unfälle haben sich auf der Straße – fünf im Ortsgebiet, zwei auf Freilandstraßen – ereignet. Kein einziger auf einer Radverkehrsanlage. Die Krux: Ist ein Radweg vorhanden, müssen E-Scooter-Fahrer diesen nutzen.
Nur wenn es keine derartige Möglichkeit gibt, dürften sie auf die Straße ausweichen. „Das Radwegenetz in Österreich weist leider sehr viele Lücken auf. Hier gibt es noch großen Aufholbedarf“, sagt Gratzer.
Straße besonders gefährlich für E-Zweirad-Fahrer
Helme, so der VCÖ-Sprecher, könnten zwar das Verletzungsrisiko senken, aber keine Unfälle verhindern. Und die sind offenkundig besonders gefährlich, wenn sie sich auf der Straße ereignen – egal ob man mit dem E-Bike oder dem E-Scooter unterwegs ist.
Was ungeachtet dessen bei den tödlichen E-Scooter-Unfällen aber auch auffällt: Nur eines von sieben Opfern hat einen Helm getragen. Fakt ist laut VCÖ zudem, dass E-Scooter im Vergleich zu Fahrrädern aufgrund ihrer Bauart ein höheres Unfallrisiko haben.
Laut einer deutschen Studie sei die Wahrscheinlichkeit, schwer oder tödlich verletzt zu werden, je zurückgelegtem Kilometer fünfmal höher. Aus diesem Grund plädiert Gratzer an die Politik, den Verkauf von E-Scootern mit einer Bauartgeschwindigkeit von über 20 km/h zu verbieten: „Es braucht hier klare Vorgaben.“
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