Polizei erwischte Badetouristen aus Wien
Nicht zur Freude der Einheimischen und der Polizei. Erst vergangene Woche wurden 18 Jugendliche beim Baden im Bachl entdeckt. Vier von ihnen waren für das warme Nass extra aus Wien angereist. Im Rahmen eines Tagesausflugs, wie sie angaben.
Dass Corona die Menschen in die Natur zieht, ist bekannt. Das Magistrat in Villach kontrolliert deshalb seit längerem Ausflugsziele wie den Dobratsch oder eben das Maibachl. „Das Maibachl ist ein sehr präsentes Ziel durch sein Auftauchen auf Social Media“, erklärt der zuständige Behördenleiter, Alfred Winkler im KURIER-Gespräch.
Sperre denkbar?
Die Notwendigkeit einer Sperrverordnung sieht er dennoch nicht. „Das Bachl liegt im Wald, mit Zugängen von allen Seiten. Das wäre unmöglich zu kontrollieren“, sagt Winkler. Dass Jugendliche aus ganz Österreich zum Plantschen nach Kärnten reisen, sei schwer strafbar: „Wir haben keine Entfernungsangaben für Tagesausflüge. Im Prinzip können wir unser Maibachlwasser nehmen und brausen gehen“, sagt Winkler.
Was passiert, wenn Influencer schöne Plätze stürmen, konnte im vergangenen Sommer auf der Olpererhütte in Tirol beobachtet werden. Dort wurde eine Brücke zum Pilgerhotspot. Unter dem Hashtag Olpererhütte finden sich mehr als 17.000 Bilder. Menschen, die an der Brücke baumeln, die darauf posieren, die die Arme zur Seite strecken. Dass die Brücke gerade einmal wenige Meter hoch ist, störte niemanden, solange im Hintergrund der blaue See und das atemberaubende Bergpanorama zu sehen waren. Alles für Likes.
Zwei Stunden anstehen für ein Foto
„Das war, man muss es so nennen, abartig, was sich im Zillertal abgespielt hat“, sagt Birgit Kantner, verantwortlich für Raumplanung und Naturschutz beim Österreichischen Alpenverein. Die Leute seien bis zu zwei Stunden für das perfekte Foto vor der Brücke angestanden.
Was wenige der Fotojäger bedenken, seien die Begleiterscheinungen. „Es wird enorm viel Müll zurückgelassen und alles zugeparkt“, sagt Kantner. Ebenso werde die Vegetation durch die Massen massiv geschädigt.
Der Österreichische Alpenverein würde sich vor allem einen respektvollen Umgang mit der Natur wünschen.
Nicht abschätzbare Langzeitprobleme
Und: „Dass die Leute daran denken, dass sie nicht auf einer Aussichtsplattform unterwegs sind, sondern im Naturraum. Dort muss man nicht alles inszenieren, weil manchmal ist das kleine Glockenblümchen am Wegesrand noch viel schöner, als irgendeine Brücke, die eh schon hundert Mal fotografiert wurde“, sagt Kantner. Die Auswirkungen der Massen auf einen bestimmten „Hotspot“ würden sich oft erst nach Jahren zeigen. „Das sind Langzeitprobleme, die sich jetzt noch nicht abschätzen lassen.“
Welche Folgen ein fehlendes Gespür für die Natur haben kann, zeigt ein Blick in den Naturpark Tiroler Lech. Dort wächst der Gelbe Frauenschuh. Eine bis zu 70 Zentimeter hohe Orchideenart, die als stark gefährdet in Österreich gilt. Für viele kein Hindernis, sie auszugraben, auszureißen oder abzuschneiden. Um das zu verhindern, wird in der Blütezeit der Orchidee sogar die Bergwacht extra zum Schutz der Blume abgestellt.
Wie die Blüten der Orchideen verwelken, wird auch das Maibachl vertrocknen. Denn die heiße Quelle sprudelt nur während der Schneeschmelze. Letztes Jahr waren dies 148 Tage. Aber Schnee gibt es heuer in Kärnten ja bekanntlich mehr als genug.
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