"Haifischzähne", die Biker-Leben retten

Die gefährliche Kurve im Bikereldorado auf der Soboth erhielt Zusatzmarkierungen.
Unfall-Hotspot durch Markierung entschärft. Ruf nach bundesweiter Umsetzung wird laut.

Haifischzähnen ähneln die Bodenmarkierungen an der letzten Linkskurve auf der B69 über den Soboth-Pass, der die Steiermark mit Kärnten verbindet. Diese Richtungsänderung galt bis zum Jahr 2007 als Hotspot für schwere Motorrad-Unfälle im Biker-Paradies. Seit dort jedoch die ungewöhnlichen Zeichen angebracht sind, sanken die Unfallzahlen deutlich. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) will das Kärntner Pilotprojekt nun auch bundesweit umsetzen und wissenschaftlich begleiten.

Dutzende Motorradfahrer verunglücken alljährlich auf Österreichs Straßen: Waren es in den Jahren von 2005 bis 2007 stets rund 100, so variierten die Zahlen in den Folgejahren stark. 2008 wurden 91 ermittelt, 2010 dann 68, 2013 folgte wieder ein Anstieg auf 87, bei der vorerst letzten Erhebung der Statistik Austria 2014 waren es 75.

Immer wieder schien in den Polizeimeldungen zu den Todesfällen die Soboth auf. Der Pass mit seinen vielen engen und steilen Kurven gilt als Eldorado für die Biker. In den Sommermonaten knattert und brodelt es am Berg, weil die PS-Freaks ihre Gefährte am Limit bewegen – und jenseits davon, was sich vor allem an der letzten Linkskurve des Passes kurz vor Lavamünd allzu oft erwies.

"Zwei schwere Unfälle mit Personenschaden hatten wir einst dort im Schnitt jährlich zu verzeichnen", sagt Gerald Höher. Er ist beim Land Kärnten für die Motorradsicherheit zuständig und hatte im Jahr 2007 eine bahnbrechende Idee. "Biker sind durch das Autofahren darauf geschult, sich mit dem Blick auf die Mittellinie zu orientieren. Das kann ihnen mit dem Motorrad in Linkskurven zum Verhängnis werden, weil es sie automatisch auf die Mittellinie und darüber hinaus zieht", erklärt Höher. Er ließ 2007 in der "Unfall-Kurve" auf der Soboth eine Zusatzmarkierung anbringen, die dafür sorgen soll, dass die Mittellinie für Biker zum Tabu wird. In den folgenden fünf Jahren wurde lediglich ein Unfall verzeichnet. "Die Farbe verblasste, die Zahl der Unfälle stieg wieder an. Daher haben wir die Querstriche 2014 erneut gezogen – und die Kurve ist wieder unfallfrei", betont Höher.

Biker: "Ein Leitfaden"

Bei den Bikern selbst kommt die Maßnahme ausgesprochen gut an, wie ein KURIER-Lokalaugenschein beweist. "Die Markierung wirkt wie eine Sperrfläche, die nicht befahren werden soll – ein Leitfaden für Motorsportler", sagt Marina Schellander aus Deutschlandsberg. Mitja Hrastnik ist oft auf der Soboth unterwegs und kennt die Gefahr. "Die letzte Kurve am Weg nach Kärnten ist die gefährlichste. Durch die Markierung wird man sensibilisiert, sie entschärft das Teilstück", betont der Slowene.

"Es ist eine Orientierungshilfe und eine Warnung, dass man sich von der Mittellinie fern halten soll", fügt Horst Kampl aus Arnoldstein hinzu. Und Josef Grünwald sieht die Maßnahme als "Hilfestellung, von der vor allem unerfahrene Biker profitieren. Die Idee sollte österreichweit umgesetzt werden."

Gespräche mit Ländern

Seine Forderung steht vor der Umsetzung, denn das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) wurde auf die Sicherheitsmarkierungen aufmerksam: sie sollen nun bundesweit an bekannten Hotspots für Biker-Unfälle eingesetzt werden. "Das Projekt läuft an, Gespräche mit den Ländern werden geführt. Es gilt noch, bürokratische Hürden zu überwinden", heißt es bei der Pressestelle des KfV. Gemeint sind entsprechende Verordnungen, um die alternativen Markierungen gesetzlich zu verankern. Das Land Kärnten hat beschlossen, in einer zweiten Kurve auf der Soboth sowie an gefährlichen Stellen am Griffner Berg, auf der Katschberg-Bundesstraße und der Weißenseer Straße weitere "Haifischzähne" anzubringen.

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