Häfnarzt: Ein "Traumjob", für den sich niemand findet

Häfnarzt: Ein "Traumjob", für den sich niemand findet
In der Justizanstalt Wien-Josefstadt werden händeringend Mediziner gesucht.

Lauscht man den Worten von Primar Klaus Kaiser-Mühlecker, dann bekommt man den Eindruck: Hier müssten die Mediziner eigentlich Schlange stehen. „Dieser Arbeitsplatz ist hoch attraktiv. Hier sieht man Krankheitsbilder, die man sonst nie sieht. Hier sind Menschen, die noch nie zuvor beim Arzt waren.“ Kaiser-Mühlecker holt aus, erzählt von seltenen Hauterkrankungen, von Tuberkulose-Fällen. „Hier kann man tatsächlich medizinisch arbeiten.“

Doch die Faszination hört sich spätestens dann auf, wenn es ums Geld geht. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen“, weiß der Primar. Die Krankenabteilung in der Justizanstalt Josefstadt sucht händeringend Mediziner. Fünf Allgemeinmediziner gibt es aktuell. Dem gegenüber stehen seit Jahren sechs offene Stellen.

160 Patienten täglich

1.050 Insassen sind in der Josefstadt untergebracht. Sie müssen rund um die Uhr medizinisch betreut werden. In der Krankenabteilung herrscht Hochbetrieb. 160 Patienten waren es allein am Vortag, schildert der Primar.

Die Krankenanstalt ist für alle Eventualitäten ausgestattet, Konsiliarärzte kommen regelmäßig ins Gefängnis, finden hier voll ausgestattete Ordinationsräume vor – eine Behandlung außer Haus wäre aus personellen und finanziellen Gründen gar nicht machbar.

Der Bedarf nach zahnärztlicher Behandlung ist auffallend groß. Mehrere Patienten werden gleichzeitig in einem Raum behandelt. Die nächsten warten schon – in vergitterten Räumen.

Massive Probleme gibt es auch in der Sonderkrankenanstalt. 56 Krankenbetten gibt es hier eigentlich, doch 91 Patienten werden tatsächlich versorgt. Im psychiatrischen Bereich ist die Situation nicht besser.

In einem eigenen Raum stehen mehrere Mitarbeiter und füllen wie am Fließband die Tablettenbecher für die nicht stationären Insassen an – vor allem mit Antidepressiva und Beruhigungsmitteln. Dazu wird Methadon – ein Drogenersatz – in Wasser aufgelöst und umgefüllt. 170 Portionen täglich. Dazu 1.700 Tabletten. Ein Hamsterrad.

Häfnarzt: Ein "Traumjob", für den sich niemand findet

1.700 Pulver und 170 Portionen Methadon werden täglich verteilt.

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