Große Pläne: Ein neues Wahrzeichen für Innsbruck
Touristen überqueren bei brütender Hitze in Windeseile den asphaltierten Marktplatz. Am Inn angelangt wird ein schnelles Bild von der gegenüberliegenden Flussseite geschossen – einem der bekanntesten Motive von Innsbruck: den zuckerlbunten historischen Fassaden von Mariahilf, hinter denen sich die Nordkette auftürmt.
Die Aufenthaltsqualität dieses zentralen und direkt neben der Altstadt liegenden Platzes hält sich trotz einiger Sitzmöbel in Grenzen. Mit dem Inn, der der Stadt ihren Namen gibt, kommt man hier kaum auf Flussfühlung, wie auch sonst so gut wie nirgends in Innsbruck.
Ein neues Leitbild
Dass sich das ändern muss, ist der Stadtpolitik seit Jahren bewusst. Am Montag wurde in seltener politischer Eintracht eine Vision präsentiert, die weit über den Marktplatz hinausgreift. Die Architekturbüros Superwien sowie Obermoser und Partner haben im Auftrag von Stadt und Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) ein städtebauliches Leitbild des sogenannten „Marktviertels“ entwickelt.
„Das ist ein Projekt, das unsere Stadt sehr wesentlich verändern und aufwerten wird“, ist sich Bürgermeister Georg Willi (Grüne) sicher. Der hatte schon im Gemeinderatswahlkampf 2018 von einer Brücke für Radfahrer und Fußgänger geträumt, die Marktplatz bzw. die benachbarten Markthalle mit Mariahilf verbindet. Und die auch zum Verweilen über dem Fluss einlädt.
Eine derartige Brücke – mit Sitzstufen und einer Bebauung für ein Lokal oder Ähnliches in der Mitte – bildet das Herzstück der Idee für einen neugestalteten Raum zwischen Altstadt und der Universität flussaufwärts.
Alle Stadtsenatsfraktionen stehen hinter dem Konzept – also nicht nur die Grünen und ihre ehemaligen Koalitionspartner ÖVP, Für Innsbruck (FI) und SPÖ, sondern auch die nicht amtsführende FPÖ. „Diese Studie hat nur Gewinner“, befindet Wirtschaftsstadträtin Christine Oppitz-Plörer (FI).
Stadt am Drücker
Dass hier ein ganzes Viertel neu gedacht werden kann, hat mit den Eigentumsverhältnissen in diesem Areal zu tun. Markthalle und Marktplatz gehören ebenso der Stadt, wie das Grundstück der benachbarten Markthallen-Hochgarage, die geschliffen werden soll. Hinter der Markthalle, bei der eine Sanierung ansteht, soll nicht nur der Auto- sondern auch der Radverkehr ausgesperrt werden.
Dass es damit „zum Inn eine verkehrsfreie Zone gibt“, findet sogar FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger „toll“, dessen Fraktion sonst eher den Autoverkehr im Blick hat.
Nahe der Universitätsbrücke wird voraussichtlich mit der Übersiedlung der Landespolizeidirektion Ende 2025 in ein gerade im Bau befindliches Sicherheitszentrum ein riesiges Areal in die Verfügungsgewalt der Stadt kommen.
In diesem Bereich und beim Marktplatz sind Zugänge über Sitzterrassen hin zum Inn angedacht. Ob das tatsächlich realisiert werden kann, ist noch offen. Denn der Inn ist deshalb so in Beton eingehegt, weil er ein Wildfluss ist.
Einheimische und Gäste
SPÖ-Stadtparteiobmann Benjamin Plach sieht in der möglichen Neugestaltung des „Marktviertels“ eine „Visitenkarte für unsere Stadt“, Mariella Lutz (ÖVP) einen potenziellen „Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen.“
Wie viele Jahre vergehen, bis all die Projekte realisiert werden, die in Summe das „Marktviertel“ ausmachen würden, wagt keiner zu prophezeien. Zudem dürfte gerade die neue „Marktbrücke“ ordentlich Geld verschlingen.
Summen werden keine genannt. Dass die Finanzierung eine Herausforderung ist, ist aber allen klar. Oppitz-Plörer ist dennoch überzeugt, dass in der kommenden Gemeinderatsperiode alles für das Gesamtvorhaben Notwendige auf Schiene kommen könnte.
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