Grenzenloser Fluglärm treibt Anrainer auf die Barrikaden

Freilassing am Freitag Vormittag. Wumm. Eine AUA donnert über den Bahnhof.
Es sind drei S-Bahn-Stationen oder acht Minuten von Salzburgs Altstadt ins benachbarte Freilassing in Bayern. Es ist diese Nähe , die viele Bewohner schätzen, vor allem weil der Baugrund hier noch erschwinglich ist. Es ist aber auch diese Nähe, die etliche Menschen auf die Barrikaden steigen lässt: Seit Jahren protestieren Anrainer gegen den Lärm der startenden und landenden Maschinen auf dem Airport Wolfgang Amadeus. Sie fordern eine Änderung der Flugrouten, die großteils über den Norden Salzburgs – und damit über Freilassing – führen.

Laut Austro Control ist es die Geologie, die die Anflugroute bestimmt; der Süden ist von Bergen begrenzt, der Norden „hindernisfreier“.
Wahlkampfthema
Diesen Sommer entdeckte auch die deutsche Politik den Salzburger Flughafen als Wahlkampfthema. Und so schoss sich deren Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) auf den nach Wien größten heimischen Airport ein. Er überlegte sogar eine Verordnung zu erlassen, die Flüge über Freilassing nur noch in einer Höhe von 7000 Fuß genehmigen würden – was de facto einem Aus für den Airport gleichkommen würde (der KURIER berichtete).
„Das ist doch nur Wahlkampf-Getöse, ein Mords Blabla“, befindet Lämmlein. Denn bei allem Ärger über den Airport hat man diesen auch schätzen gelernt. „Wirtschaftlich brauchen wir alle den Flughafen. Wir fliegen auch lieber von Salzburg weg als von München.“ Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Meinungsforschungsinstitutes IGF im Juli 2013. Neun von zehn Bayern zeigten sich darin mit dem Flughafen „sehr zufrieden“ bzw. „zufrieden“. 71 Prozent schätzten die schnelle Erreichbarkeit, 70 % die kurzen Verkehrswege dorthin und 62 % die Übersichtlichkeit.

Die offizielle Statistik widerspricht ihr. Die Zahl der Flugbewegungen ging seit 2005 um fast 30 Prozent zurück. Und auch die Uralt-Flieger, in denen Gäste aus Russland einst landeten, wurden großteils ausgemustert.
Wenn morgens um 6 Uhr der erste Flieger über Freilassing dreht, Cäcilia Regner – da nütze auch die dreifache Schallschutz der Fenster nichts. „Wir dürfen uns nicht beklagen, denn wir wussten, worauf wir uns einlassen, als wir hierhergezogen sind.“ Dennoch ist die Familie schon auf der Suche nach einer neuen Bleibe. „Irgendwo, wo man nicht sich nicht dauernd denkt: Wenn die Maschine jetzt abstürzt, fliegt sie uns direkt auf den Kopf.“
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