Österreicherin entert Bohrschiff nahe Hawaii

Österreicherin entert Bohrschiff nahe Hawaii
Die Greenpeace-Aktivistin protestiert mit fünf weiteren Freiwilligen gegen den Ölkonzern Shell.

Wenn ich mir vorstelle, was Shell vorhat, dann habe ich überhaupt keine andere Wahl als die Aktion durchzuziehen", auf dieses klare Statement ließ die burgenländische Greenpeace-Aktivistin Miriam Friedrich, 23, Taten folgen.

Österreicherin entert Bohrschiff nahe Hawaii
Activist Miriam Friedrich 23, Austria attached on a climbing rope at the port side of Greenpeace ice class ship Esperanza. Six activists from around the world are tailing Shell's Arctic oil rig across the Pacific on board the Greenpeace ship Esperanza. As ambassadors of a movement of millions, the six men and women want to expose Shell's reckless plans to drill in the remote Chukchi Sea in the Alaskan Arctic. The Esperanza has been tracking Shell's monstrous oil rig the Polar Pioneer since it left Brunei Bay in Malaysia.
Montagabend (MEZ-Zeit) enterte die Studentin im Nordpazifik nahe Hawaii gemeinsam mit fünf weiteren Aktivisten ein gigantisches Transportschiff des Ölmultis Shell. Der schwimmende Hightech-Tieflader transportiert zurzeit eine zusammengebaute Bohrinsel in den Hafen von Seattle (USA). Dort soll die Bohrinsel für den Einsatz in der Arktis aufgerüstet werden. Geht es nach Shell, starten die Bohrungen vor der Küste Alaskas bereits im Sommer.

Weltweite Schlagzeilen

Die gefährliche Greenpeace-Aktion sorgt weltweit für Schlagzeilen. Schon das Erklettern der Bohrinsel aus einem sehr schnell fahrenden Schlauchboot ist mit alpinen Höchstleistungen zu vergleichen (siehe Video unten). Die Studentin der Umwelt-Pädagogik musste dafür Jahre intensiv trainieren. Die 23-Jährige ist in Topform.

Das gilt auch für ihre fünf Mitstreiter aus Schweden, Australien, Deutschland, Neuseeland und den USA. Vier Männer und zwei Frauen führen den riskanten Greenpeace-Protest im Nordpazifik durch. Das erfolgreiche Entern des Bohrturms bedeutet aber nicht mehr als einen Etappensieg für das gesamte Unternehmen. Denn die sechsköpfige Gruppe will bis Mitte April auf einer Plattform der Bohrinsel ausharren. Um den 15. oder 16. April soll der gigantische Transporter in der Shell-Werft von Seattle eintreffen; da wollen die Aktivisten noch an Bord sein.

"Das bedeutet eine Woche auf einer winzigen Plattform im Freien. Bei jeder Witterung und bei jedem Seegang. Eine enorme psychische und physische Herausforderung", erklärt Greenpeace-Sprecher Lukas Meus. Ziel ist es auch, ein riesiges Transparent mit sieben Millionen Unterschriften gegen Ölbohrungen in der Arktis am Bohrturm zu befestigen.

Bis dato ließ die Besatzung des Shell-Schiffes das Team gewähren. Von der Plattform wird die Gruppe nicht mehr leicht zu vertreiben sein, denn sie befindet sich in gut 20 Metern Höhe. Um ihre Kollegen immer im Blick zu haben, Proviant zu liefern und im Notfall rasch eine Evakuierung einleiten zu können, begleitet das Greenpeace-Schiff "Esperanza" den Hochsee-Transporter.

Durchhalteparolen

Miriam Friedrich twitterte Dienstagfrüh bereits die erste Erfolgsmeldung: "Wir alle sind auf die Plattform der Bohrinsel Polar Pioneer geklettert. Auch unser Camp ist eingerichtet. Jetzt heißt’s durchhalten."

Die wohl weltweit bekannteste Umweltschutz-Organisation wurde 1971 von kanadischen Umweltaktivisten gegründet. Die Regenbogenkrieger bekämpfen mit spektakulären Aktionen Walfang und Atomtests. Es folgten Ableger in Europa, Australien, Neuseeland und den USA. 1983 startete Greenpeace Österreich. Proteste gegen die Chemie Linz brachte erste Reputation. Das manchmal radikale Engagement rief sogar Regierungen auf den Plan: 1985 versenkte der französische Geheimdienst das Greenpeace-Flaggschiff "Rainbow Warrior". Ein Fotograf ertrank.

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