Grazer IS-Prozess: "Die Ungläubigen sind zu vernichten"

Wie bei früheren IS-Prozessen sinb auch diesmal die Sicherheitsmaßnahmen streng
38 Mitglieder eines Moscheevereins schlossen sich dem Terrorregime an. Ex-Obmann fürchtet sich vor Mitangeklagten.

Der Richter zeigt ein Bild des Angeklagten. Darauf ist der 51-Jährige mit langem Bart zu sehen und mit einem Kleidungsstil, den man "von Salafisten kennt", wie der Richter anmerkt. Am Montag sitzt der frühere Obmann des berüchtigten Grazer Moscheevereins "Taqwa" mit Dreitage-Bart, langen Hosen und Hemd da. "Ich wurde beeinflusst, man hat mir gesagt, das will der Prophet so."

Im Grazer Straflandesgericht wird der Prozess gegen mutmaßliche Dschihadisten fortgesetzt. Am zweiten Tag des Verfahrens gegen acht Männer und drei Frauen wegen Terrorverdachts beginnen die Einvernahmen der Angeklagten. Der Richtersenat startet mit einem der früheren Obmänner von "Taqwa", eines laut Anklage radikal-islamistischen Moscheevereins, der bis zu der Razzia im Jänner 2017 in einem Grazer Hinterhof geführt wurde. 38 Mitglieder gingen nachweislich nach Syrien und schlossen sich dem Terrorregime an.

Handschlag mit Christen nicht erwünscht

Doch der 51-Jährige will nur Mitläufer gewesen sein. "Ich war nur Obmann auf dem Papier, ich habe nichts zu sagen gehabt", behauptet der gebürtige Bosnier, der seit 30 Jahren in Österreich lebt und als Busfahrer arbeitet. Ein Job, der in der Moschee nicht gut ankam, wie er eingesteht: Er habe schließlich auch Christen die Hand geben müssen. "So etwas war weniger erwünscht in der Moschee."

Darüber hinaus bleibt der Angeklagte vage. Seine eigenen Predigten habe er einfach aus Büchern abgeschrieben und vorgelesen. Da fielen dann Sätze wie "die Ungläubigen sind zu vernichten". Stimmt schon, muss der Angeklagte zugeben. "Aber ich habe nicht nachgedacht. Das steht ja in mehreren Büchern." Für den Ankläger sind die Predigten des Mannes "faschistischer, radikal-islamistischer Unsinn", ärgert er sich am Montagnachmittag. Sie seien im vorgeschrieben worden, beteuert der 51-Jährige und behauptet in einem Brief an das Gericht, er habe "Angst vor den anderen" - damit meine er die Mitangeklagten, präzisiert er am Montag.

"Dschihad auch  in Österreich"

Das Sagen hatten andere, verteidigt er sich, an Gespräche, bei denen er dabei war, kann er sicht nicht mehr erinnern. Doch das wäre wichtig für diesen Prozess: Zeugen beschrieben im Vorverfahren etwa eine Diskussion, in der es darum ging, dass der Dschihad auch in Österreich statt nur in Syrien stattfinden müsse. "Was ist denn der Dschihad für Sie?", hakt der Richter nach. Das sei für jeden Moslem etwas anders, weicht der angeklagte aus. "Für mich heißt Dschihad, dass ich sauber bin, faste und bete."

Der Prozess dauert noch bis Ende November.

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