Pfarrer kämpft für Straßenkinder

Vinzi, Pfarrer Pucher
Geschätzte 30 Kinder aus Roma-Familien schlafen in Graz im Freien oder in Garagen.

Pfarrer Wolfgang Pucher klickt durch Fotos auf dem Bildschirm. „Schauen Sie, in welchen Dreckslöchern Kinder in Graz leben müssen.“

In alten Garagen im Bezirk Puntigam fand er Familien mit kleinen Kindern: Roma aus Rumänien, die hoffen, in Graz ein bisschen Geld zu verdienen. Natürlich bettelten die Erwachsenen, weiß Pucher. „Aber das geben sie nicht zu.“ Das sei aber nicht das Thema, sondern die Obdachlosigkeit. Vilmos und seine Familie hatten überhaupt keinen Unterschlupf, als Pucher sie entdeckte. Seine Frau Túndi, die elfjährige Tochter und das sieben Monate alte Baby schliefen auf Bänken im Volksgarten. Sie kommen aus einem Dorf in der Region Covasna. „Dort haben wir keine Chance, zu überleben“, erzählt Vilmos, der als Hilfsarbeiter in seiner Heimat keinen Job fand.

Pfarrer kämpft für Straßenkinder
pfarrer,pucher,wolfgang

100 Euro hätten sie zu viert an staatlicher Hilfe, das müsse für Wohnen, Lebensmittel, Strom reichen. Aus der Slowakei ist eine weitere Kennziffer bekannt: Pro Tag hat ein Rom 55 Cent für sich zur Verfügung, das erklärt die Fahrten in andere Städte. „Die Menschen finden das Elend, in dem sie in Graz leben müssen, noch erträglicher als das zu Hause“, beschreibt Pucher. 13 Roma hat er in den vergangenen Tagen im Pfarrhaus aufgenommen, fünf Kinder sind unter ihnen. Kinder, die auf der Straße schlafen müssten, oder in Behausungen, die das Wort nicht verdienen. Das begreife er nicht. „Es würde ja reichen, ein leeres Gebäude, das noch funktionsfähig ist, eine Zeit lang herzurichten.“ 30 Kinder, schätzt Pucher, müssten in Graz mit ihren Eltern auf der Straße oder in Abbruchhäusern leben.

„Wenn man über das Elend in Syrien hört, dann sagt jeder sofort, die Kinder sind die Ärmsten“, sagt der Pfarrer, dessen Vinzi-Werke viele Projekte für obdachlose und arme Menschen aufgezogen haben. „Aber wenn solche Kinder schon bei uns sind, tut keiner was. Kinder im Elend leben zu lassen, ist unmenschlich.“

Keine Familien

Das Jugendamt kenne die Situation, betont Sprecherin Vasiliki Argyropoulos. „Dass die Eltern sehr arm sind, ist offensichtlich. Aber sie versorgen die Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Unser Job ist keine Wohnversorgung.“

Im Sozialamt wird auf die beiden städtischen Einrichtungen verwiesen, ein Frauen- und ein Männerwohnheim. Doch die sind nur für Inländer. Alle anderen würden von Caritas und Puchers Vinzi-Einrichtungen betreut. Doch auch die Caritas hat keine Einrichtung, in der Familien gemeinsam untergebracht werden könnten, sondern nur getrennt nach Männern und Frauen mit Kindern.

Pucher hat eine Facebook-Initiative für „seine“ Roma-Familien gestartet. Spender brachten Windeln für die Babys, gebrauchte Kleidung und Gitterbettchen. „Ich gebe keine Ruhe, solange die Kinder unter solchen Umständen leben müssen.“

www. vinzi.at Hier finden Sie Infos zu Spendenmöglichkeiten.

Salzburgs Roma sorgen wieder einmal für Schlagzeilen. Diesmal sind es nicht die Bettler, die auf Krücken gestützt durch die Altstadt humpeln und vielen Geschäftsleuten ganz schön auf die Nerven gehen; diesmal sind es fahrende Roma auf ihrem Weg durch das Bundesland.

Zuerst stellten sie in Anthering im Flachgau ihre Wohnwagen-Gespanne auf einer Bauernwiese auf. Der Landwirt hatte das Campieren auf seinem Grund aber verboten und eine finanzielle Entschädigung gefordert. Schließlich brachte der Grundeigentümer in der Nähe der Wohnwagen Gülle auf. – die Roma zogen daraufhin ab. Nächste Station der etwa 100 Angehörigen der ethnischen Minderheit war Bischofshofen im Pongau. Dort war das Campieren aber angekündigt und genehmigt gewesen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Drei bis vier mal pro Jahr würden die Roma auf dem Parkplatz bei der Sprungschanze campieren, sagte Bürgermeister Jakob Rohrmoser (ÖVP) dem ORF.

In der Nacht auf Dienstag musste die Polizei aber die Zufahrtsstraße zum Roma-Camp sperren, um die Familien vor Übergriffen von einheimischen Jugendlichen zu schützen. Diese hatten sich über das soziale Netzwerk „Facebook“ formiert und die Roma mit rechtsextremen Ausdrücken beschimpft.

Daher wird unter Salzburgs Bürgermeistern wieder einmal der Ruf nach eigenen Campingplätzen laut, auf denen die Roma-Familien ihre Wohnwagen und Wohnmobile abstellen können. Die ressortzuständige Landesrätin Martina Berthold (Grüne) will jedenfalls in gemeinsamen Gesprächen eine Lösung finden, damit es zu keiner weiteren Eskalation kommt.

Kommentare