Graz: Bevor der Verkehrskollaps droht

Neue Straßenbahnlinien sind immer wieder auf der Agenda
(Zu) viele fahren mit dem Pkw. Parteien fordern neue Straßenbahnlinien, doch die Umsetzung ist zäh.

"Aktuell leidet der Raum Graz unter zu viel Autoverkehr", betont Christian Gratzer, Sprecher des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Die hohe Feinstaubbelastung gibt ihm recht: Rund 130.000 Menschen sind pro Tag mit dem eigenen Pkw in der Stadt unterwegs.

Da Graz bis 2034 um gut 20 Prozent an Bewohnern zulegen dürfte (der KURIER berichtete), droht ohne Entlastung ein Verkehrskollaps. Gefragt sind laut VCÖ vor allem Konzepte , die den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr und das Fahrrad interessant machen. Das wären Taktverdichtungen der Öffis und der Ausbau des Angebotes, aber auch "Radschnell-Verbindungen", die vom Kfz-Verkehr getrennt sind. "Fehlende sichere Infrastruktur ist ein zentraler Grund, dass Personen, die bereit wäre, Distanzen unter zehn Kilometern mit dem Rad zu fahren, dann doch wieder das Auto nehmen", merkt Gratzer an.

Die Stadtsenatsparteien haben jedoch höchst unterschiedliche Zugänge zum Problem. Allen gemeinsam ist die Forderung nach neuen Straßenbahnlinien: Allerdings steht das seit Jahrzehnten auf der Agenda. Bis auf Verlängerungen bestehender Tramverbindungen hat die Stadtpolitik in dem Punkt nichts vorzuweisen.

Billiger für alle

Die KPÖ hat darüber hinaus "Öffis zum Nulltarif als langfristiges Ziel" im Programm, setzt jedoch kurzfristig auch auf das Einfrieren der Tarife. Die Grünen würden die günstigere Jahreskarte auch Einpendlern zu Gute kommen lassen: Bisher gilt der Tarif von 241 Euro pro Jahr nur für Personen mit Grazer Wohnsitz, alle anderen zahlen 416 Euro.

Die SPÖ setzt beim Ausbau der Straßenbahnlinien vorrangig auf die Innenstadt: Das Nadelöhr Herrengasse soll entlastet werden, bisher müssen sämtliche Grazer Straßenbahnen dort durch. Außerdem könnte sich die SPÖ Großraum-Busse für schnellere Ost-West-Verbindungen vorstellen sowie verbilligte Kurzstrecken-Tarife.

Die ÖVP hat pragmatische wie schräge Vorstellungen zum öffentlichen Verkehr. Einerseits will man über die Stadtentwicklung regulieren: Neue Wohnungen sollten vor allem dort gebaut werden, wo das Öffi-Netz bereits gut ausgebaut ist. Andererseits taucht auch regelmäßig die Idee einer Gondelbahn entlang der Mur auf.

In der FPÖ wird zudem betont, keinen Verkehrsteilnehmer benachteiligen zu wollen: Es brauche auch Wege, den Individualverkehr flüssiger zu gestalten.

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