Graz: 13-jähriger Schüler strangulierte sich bei "Würgespiel" und starb

Graz: 13-jähriger Schüler strangulierte sich bei "Würgespiel" und starb
Versuch, sich einen "Kick" zu holen. Nach mehreren Tagen im Spital der Verletzung erlegen. Schulpsychologe warnt vor Ohnmachtspiel als "Kick".

Bei einem sogenannten "Würgespiel" ist ein 13 Jahre alter Schüler aus Graz ums Leben gekommen. Der tragische Vorfall hatte sich bereits vor einer Woche im Elternhaus des Buben ereignet, der Schüler wurde im Krankenhaus betreut.

Am Mittwoch wurde die Schulleitung des Gymnasiums vom Tod des Kindes informiert, bestätigte der Landesschulrat eine Meldung der Kleinen Zeitung.

Mit Schal stranguliert

Der Schüler der dritten Klasse eines Grazer Gymnasiums hatte sich daheim bei dem Versuch, sich an der Grenze zur Ohnmacht einen "Kick" zu holen, mit einem Schal stranguliert. Das Würgespiel ist längst ein "Trend" und hat international schon viele Todesopfer gefordert.

Familienmitglieder hatten den Buben, der sich seine Halsschlagader abgedrückt hatte, gefunden und reanimiert. Im Spital wurde der Bub noch tagelang betreut, bis er nach mehreren Tagen seinen Verletzungen erlag.

Die Schüler wurden am Mittwoch informiert und über die Todesursache aufgeklärt. Zeitgleich ging ein Schreiben an die Eltern, aus dem die Kleine Zeitung zitiert: "Ich muss Ihnen eine sehr traurige Mitteilung machen, die Ihren Kindern ebenfalls gerade mitgeteilt wird. Ein Schüler unserer Schule ist heute im Krankenhaus unter sehr tragischen Umständen verstorben. Der Tod ist im Zusammenhang mit einem sogenannten 'Choking Game' (Würgespiel), das unter den Kindern der 1. – 4. Klasse bekannt sein dürfte, eingetreten."

Schulpsychologe warnt vor Ohnmachtspiel als "Kick"

Teenager würgen sich bis zur Bewusstlosigkeit: Beim "Ohnmachtspiel" wird durch freiwillig herbeigeführte Strangulation, Zusammenpressen des Brustkorbs, Hyperventilation oder auch Atmen gegen Widerstand eine kurze Ohnmacht herbeigeführt. Der Leitende Schulpsychologe der Steiermark, Josef Zollneritsch, warnt vor dem Spiel, das tödlich enden kann.

"Das Phänomen gibt es schon lange"

"Das Phänomen, dass sich Jugendliche ohne berauschende Substanz in einen euphorisierenden Zustand versetzen, gibt es schon lange. Es ist ein Grenzgang. Es sind in der Regel sehr intelligente Jugendliche, die experimentieren. Das Ganze braucht aber auch eine gewisse Persönlichkeitsdisposition", schilderte der leitende Schulpsychologe im Landesschulrat für Steiermark. "In der Steiermark sind uns in den vergangenen Jahren keine Fälle bekannt geworden. Wir können hier nicht von einem Trend sprechen, aber es kann natürlich im Einzelfall vorkommen", wie Zollneritsch ausführte. Die Anleitung dazu holen sich die Jugendlichen meist aus dem Internet.

"Er hat den Punkt übersehen, den Knoten zu lösen"

Was den experimentierenden Jugendlichen, wie im Falle jenes 13 Jahre alten Schülers aus Graz, der sich letztlich selbst stranguliert hatte, nicht bewusst sein dürfte ist, dass das "Spiel" auch tödliche Konsequenzen haben kann, wie Zollneritsch zu bedenken gab. "Er hat den Punkt übersehen, den Knoten zu lösen". Und die Praxis kann auch süchtig machen: "Es ist ein Spiel mit Suchtpotenzial", warnte der Experte.

Verunsicherten Eltern rät Zollneritsch zur Wachsamkeit gegenüber Veränderungen bei ihren Kindern: "Es geht darum, Verhaltensveränderungen, vor allem übertriebenes Rückzugsverhalten, plötzlichen Leistungsabfall in der Schule bei Kindern und Jugendlichen immer ernst zu nehmen und Gesprächsbereitschaft zu signalisieren", so der Schulpsychologe. Äußeres Zeichen könnten im Fall der "Ohnmachtspiele" auch Striemen am Hals sein, betonte Zollneritsch. Eltern sollten das Phänomen konkret ansprechen und Kindern vermitteln, wie gefährlich das "Spiel" sein kann.

Für die Klassenkameraden des verstorbenen 13-jährigen Grazer Schülers stelle die Situation eine "äußerst schwierige Situation" dar, schilderte der Schulpsychologe. "Wir bieten intensive psychologische Betreuung mit einem Team von Psychologen an Ort und Stelle an."

Für besorgte Eltern wurde eine Hotline eingerichtet: 05/02 48 345-450

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