Gratwanderungen eines ÖAV-Präsidenten

Gratwanderungen eines ÖAV-Präsidenten
Interview: Nach zehn Jahre an der Spitze des Alpenvereins mit 725.000 Mitgliedern übergibt Andreas Ermacora das Ruder.

KURIER: Der Alpenverein bezieht immer wieder sehr klare Positionen zu extrem umstrittenen Projekten – seien es Kraftwerke oder Erweiterungen von Skigebieten. Ist das intern immer unumstritten oder wird da gerungen?

Andreas Ermacora: Umstritten ist das falsche Wort. Aber wir haben insofern Diskussionsbedarf, weil wir im Verein doch einige Fundamentalisten haben, die noch viel weiter gehen würden. Ich war immer bekannt dafür, dass ich versucht habe, die Wortwahl so zu treffen, dass man den anderen leben lässt, um weiter eine Gesprächsbasis zu haben.

Umstritten ist also weniger die Haltung, sondern eher, wie man diese formuliert?

Genau. Ich habe immer gesagt, wir müssen aufpassen, dass wir nicht komplett als Verhinderer dastehen, weil das ja immer ein negatives Image ist. Man muss auch schauen, dass man gestaltet. Bei uns gibt es auch keine Schnellschüsse. Wenn ein vereinspolitisch wichtiges Thema erarbeitet wird, dann passiert das nicht im stillen Kämmerchen, sondern das wird in ganz Österreich besprochen. Wir sind hier sehr föderalistisch aufgebaut. Wir haben 196 Sektionen und die Sektionen sind die Mitglieder des Gesamtvereins.

Wie ist das, wenn der Alpenverein sich in die politische Auseinandersetzung einbringt. Ist er da mit über 700.000 Mitgliedern auch eine politische Macht?

Ja. Sicher. Ich merke zunehmend, dass wir gehört werden, weil die Positionen, die wir einnehmen, inzwischen zu einem großen Teil auch von der Bevölkerung getragen werden, bin ich der Meinung. Und gerade was Gletscherausbau oder immer neue Skigebiete und Erweiterungen betrifft, haben wir immer gesagt: Es gibt gerade in Tirol ein Skigebiets- und Seilbahnprogramm. Da gibt es Flächen, die gewidmet sind und innerhalb dieser Flächen sind wir mit allem einverstanden. Aber nicht mit mehr.

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