Göring bleibt Ehrenbürger in Mauterndorf

NS-Verbrecher Hermann Göring wurde 1938 Ehrenbürger von Mauterndorf
Tratz wurde Titel in Salzburg aberkannt.

Ehrenbürger ist man prinzipiell nur bis zum Tod. Zu einer "symbolischen Aberkennung" dieses Titels hat sich der Salzburger Gemeinderat am Mittwoch bei zwei Personen aus dem Umfeld des Nationalsozialismus entschlossen: Eduard Paul Tratz, Leiter des Hauses der Natur, und Komponist Josef Reiter, Direktor des Mozarteums.

Ein führender Politiker des NS-Regimes darf seine Ehrung aber offenbar behalten: Hermann Göring, der rechten Hand Adolf Hitlers, wurde sie 1938 in der Gemeinde Mauterndorf im Lungau verliehen, wo er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte. Dort ist man der Meinung, Göring sei nach seinem Suizid 1946 ohnehin kein Ehrenbürger mehr.

Von einem "symbolischen Akt" nach Vorbild der Landeshauptstadt hält Bürgermeister Wolfgang Eder (ÖVP) wenig: "Es ist eine nette Idee, aber ich frage mich, ob man so etwas wirklich nötig hat." Viel wichtiger sei ihm aktive Vergangenheitsbewältigung. "Und das tun wir in Mauterndorf ganz intensiv mit der Jugend", betont Eder.

"Symbolischer Akt"

Gerd Brand, SPÖ-Bezirksvorsitzender im Lungau, gibt sich damit nicht zufrieden. Er findet, man solle dem Beispiel der Stadt Salzburg folgen. "Ob tot oder nicht, Göring hat diesen Titel definitiv nicht verdient. Die neuen Erkenntnisse muss man nutzen, um diesen Fehler zu beheben", sagt er.

Zuletzt hieß es nämlich, man müsse Görig die Ehrung posthum erst neu verleihen, um sie ihm dann zu nehmen. Juristen des Magistrats Salzburg sehen das anders: Eine "symbolische Aberkennung" sei ein entsprechendes Signal bei Personen, die "nachweislich keine Ehre über eine Stadt oder eine Gemeinde gebracht haben", heißt es in dem Amtsbericht, den Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) am Mittwoch dem Gemeinderat vorgelegt hat.

Eduard Paul Tratz hat in seiner Tätigkeit als Museumsdirektor die Rassenkunde der Nazis vertreten. Die Universität Salzburg hat ihm bereits Mitte Oktober das Ehrendoktorat entzogen. Josef Reiter wurde 1938 in "Anerkennung seiner unverbrüchlichen Treue zur NSDAP" und seiner "Verdienste um das Musikschaffen des deutschen Volkes" die Ehrenbürgerschaft der Gauhauptstadt Salzburg verliehen. Alleine diese Begründung beweise, dass Reiter dieser Ehre nicht würdig sei, heißt es in Schadens Amtsbericht.

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