Glyphosat: Neue Studie erhärtet Verdacht von Gesundheitsgefahr

Demo gegen die Verlängerung von Glyphosat
Studie stellte Veränderungen der Darmflora bei Tierversuchen fest. Grüne sehen sich in Forderung nach Verbot bestätigt.

Eine neue Studie über die möglichen Gesundheitsgefahren des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat kommt zu brisanten Ergebnissen. Laut dem unabhängigen Forscher-Collegium Ramazzini hat sich demnach der Verdacht erhärtet, dass durch Glyphosat die Zusammensetzung der Darmflora verändert wird. Tierversuche mit Ratten ließen diesen Schluss zu.

Die Veränderungen traten - umgelegt auf den Menschen - insbesondere in der frühen Kindheit und der Pubertät ein. Zusätzlich scheint Glyphosat in niedrigen Dosen die sexuelle Entwicklung zu beeinflussen und die Erbsubstanz zu schädigen. Die Ergebnisse der Pilotstudie wurden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Europäischen Parlament in Brüssel präsentiert und werden im Mai im Wissenschaftsjournal "Environmental Health" publiziert.

Die Pilotstudie war eine Einzeldosis-Studie mit Glyphosat-basierten Herbiziden (GBHs), die Ratten über einen Zeitraum von drei Monaten verabreicht wurden. Den Ratten wurde dabei täglich die selbe Konzentration zugeführt. Die verwendete Dosis war die maximal erlaubte tägliche ernährungsbedingte Exposition der US-Umweltschutzbehörde EPA, also eine Dosierung, die als sicher gilt.

Den Ergebnissen des italienischen Ramazzini-Instituts soll ein integriertes experimentelles Forschungsprojekt folgen. Die Studien dazu werden unabhängig von der Unterstützung durch die Industrie sein und vollständig durch Crowdfunding finanziert. Im Rahmen des Projekts soll der Einfluss von Herbiziden auf Glyphosat-Basis auf den Menschen erforscht werden. Untersucht werden Kanzerogenität, Langzeittoxizität, Neurotoxizität, endokrine Disruptoren, pränatale Entwicklungstoxizität sowie Mikrobiom- und Mehrgenerationeneffekte.

Glyphosat ist das meist verwendete Unkrautvernichtungsmittel weltweit. Seit 1974 wurden rund um den Globus 8,6 Milliarden Kilogramm an Glyphosat-basierten Herbiziden in der Landwirtschaft, im Gartenbau, in Industrie und Privathaushalten versprüht. Auch in Österreich wird Glyphosat in großem Rahmen eingesetzt.

Die Grünen sehen sich durch die Forschungsergebnisse in ihrer Kritik an Glyphosat und ihrer Forderung nach einem Verbot des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels bestätigt. "Allein der Verdacht, dass Glyphosat Veränderungen im Körper von Kindern und Jugendlichen auslöst, rechtfertigt unsere Skepsis gegenüber seiner Neuzulassung", erklärte der Grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz gegenüber der APA. Es brauche mehr solcher Studien, die ohne finanzielle Unterstützung der Industrie zustande kommen, so der EU-Parlamentarier. "Deshalb unterstützen wir das Projekt 'Global Glyphosate Study', das eine umfassende von der Industrie unabhängige Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von Glyphosat-hältigen Pestiziden durchführen wird."

Für Österreich hat die Bundesregierung noch vor ihrem offiziellen Antritt im Dezember ein Verbot von Glyphosat angekündigt. Beim Ausstieg will sich Österreich an EU-Ländern wie Frankreich oder Italien orientieren, die ebenfalls bereits angekündigt haben, die Nutzung von Glyphosat zu verbieten, sobald Alternativen gefunden sind. Das Unkrautvernichtungsmittel ist seit 2002 in der EU genehmigt und wird regelmäßig auf Risiken für Gesundheit und Umwelt untersucht. In Österreich erfolgt die Bewertung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Erst Ende November 2017 wurde die Zulassung für Glyphosat in der EU auf Vorschlag der EU-Kommission um fünf Jahre verlängert.

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