Gletscher: "Schnee im Sommer, eine Freude"
KURIER: Was ist das Besondere am Forschungsprojekt am Dachstein?
Klaus Reingruber: Massenmessungen der Schneedecke, wie am „Hallstätter Gletscher“, gibt es nur sechs Mal in Österreich. Besonders interessant ist, dass am Dachstein wegen guter Niederschlagsbedingungen gegenüber den hochalpinen Gletschern im Westen privilegierte Bedingungen herrschen. Trotzdem hat es in den vergangenen drei Jahrzehnten keinen Zuwachs mehr gegeben.
Welches Bild zeigt sich bei den übrigen Gletschern?
Leider kein besseres, sondern sogar ein noch schlechteres. Von den etwa 900 österreichischen Gletschern werden bei 95 die Längen gemessen. Dabei zeigten sich bei 94 in den vergangenen Jahren jährlich Verkürzungen. Bei Gletschern in Tirol auch gleich 150 Meter pro Jahr.
Wichtig ist die Funktion der Gletscher als Wasserspeicher. Kann man errechnen, wie viel Wasser jährlich abfließt, ohne dass neues Eis dazukommt?
Das schwankt von Jahr zu Jahr. Fix ist, dass die Gletscher schrumpfen. Vom „Hallstätter Gletscher“ fließen sechs Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr ab.
Wie ist Ihr persönliches Empfinden, wenn Sie alle zwei Wochen auf den Dachstein kommen?
Es ist bedrückend, wenn man jedes Mal sieht, wie sich weitere helle Felsen zeigen. Die werden später dunkel und speichern so die Wärme, was den ganzen Prozess noch beschleunigt. Eine Freude ist es, wenn es, wie vor zwei Wochen, eine frische zehn Zentimeter dicke Schneedecke gibt. Leider kommt das im Sommer immer seltener vor.www.dachsteingletscher.info
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