Permafrost, erklärt der Tiroler Landesgeologe Thomas Figl, ist das Eis, das im Felsen vorhanden ist: "Das schmilzt jetzt im Zuge der Klimaerwärmung. Das sorgt dafür, dass die Berge bröckeln. Das Eis ist der Klebstoff der Berger, dieser geht langsam verloren, deshalb wird es jetzt öfters solche Ereignisse wie in Galtür geben." Das "Ereignis" in Galtür war der Abbruch des Südgipfels des Fluchthorns im Juni 2023.
Erst Ende Jänner wurde nach mehr als einem Jahr die seit dem 2. Dezember 2023 gesperrte Plöckenpass-Straße wieder teilweise freigegeben worden. An diesem Tag ging ein Felssturz auf die Verbindung zwischen dem Gailtal in Kärnten und Italien ab. In der Schweiz ist ein ganzes Dorf, Brienz im Kanton Graubünden, bereits zwei Mal evakuiert worden.
Das sind nicht die einzigen derartigen Naturereignisse der vergangenen Jahre. Der Alpenverein präsentierte am vorigen Freitag das Video eines Felssturzes unterhalb der Pasterze am Großglockner vom 8. Juni 2024, ebenso wurden Bilder vom Felssturz am Berglasferner am 21. September präsentiert.
Auch in Salzburg wurden Ende des Vorjahres in den Hohen Tauern drei mächtige Felsstürze verzeichnet: Hocharn im Rauris, Großer Schmidinger beim Kitzsteinhorn in Kaprun sowie im Krimmler Achental bei der Warnsdorfer Hütte.
"Ursache ist der Klimawandel"
Der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin beurteilte in einem Gespräch mit dem ORF die Gefahrenlage: "Die Ursache ist klar der Klimawandel." Dazu hätte die massiven Niederschläge im September die Situation noch verschärft. Seine Erklärung: "Der dauerhaft gefrorene Boden taut auf, der Fels verliert an Stabilität, das ruft Felslawinen und Felsstürze hervor."
Die Problematik entstehe derzeit auf einer Höhe von rund 3.000 Metern, dass die Gletscher schmelzen, führe zu einer weitere Verschärfung, ist der Experte überzeugt. Am Hocharn etwa sind 50.000 Kubikmeter Gesteinsmassen mit über 100 km/h nach unten gedonnert.
Gefahr steigt weiter
Die Dramatik ist für den Geologen auch an den Daten ablesbar. 2024 ist am Hohen Sonnblick erstmals die Temperatur wochenlang nicht unter den Gefrierpunkt gesunken. Meist sind die Ereignisse im dünn besiedelten Hochgebirge zu verzeichnen, eine Mure ist zuletzt aber laut Valentin fast bis in die Ortschaft Rauris gelangt.
Und er warnt vor "Kaskadeneffekten". Diese bedeuten, dass sich im Hochgebirge lösende Steine im Tal aus verschiedenen Gründen letztlich zu Überschwemmungen führen können.
Valentins Prognose ist düster: "In den nächsten Jahrzehnten werden sich diese Prozesse noch verstärken. Wir werden mit stärkeren Fels- und Bergstürzen zu tun haben." Was auch den Österreichischen Alpenverein zum nächsten Thema führt.
Wanderwege und Hütten unter Druck
Die Wanderwege in den Bergen, die dadurch unter Druck geraten. Einerseits durch die sich zurückziehenden Gletscher, auf denen Talquerungen eingerichtet waren, andererseits durch die Gefahr von Steinschlag und Felsstürzen.
Alpenvereins-Vizepräsidentin Nicole Slupetzky bestätigt das. Früher habe der Sommer ausgereicht, um die Wege abzugehen und abzusichern. Durch die Auflösung des Permafrostes sei der Mehraufwand in der Wegeerhaltung enorm gewachsen: "Manche Wege gibt es gar nicht mehr. Wir müssen überlegen, ob wir die Wege auflassen oder sie neu erschließen."
Manche Bereiche und Wege sind verloren. Das gelte auch für manche Hütten - weil in den Bergen das Wasser knapp werde: "Mit den Auswirkungen des Klimawandels sind wir tagtäglich in unserer Arbeit konfrontiert.
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