Gift für den Artenschutz: Tierkillern auf der Spur

So putzig die Tiere auch anmuten, sie können extrem wehrhaft und aggressiv sein.
Enthauptete Biber, illegal geschossene Wölfe und vergiftete Adler, Rohrweihen und Bussarde. Die Wildtierkriminalität in Österreich ist stark im Steigen. Wie der Direktor des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer, erklärt, ist die illegale Verfolgung geschützter Tierarten "kein Bagatelldelikt, sondern ein ernst zu nehmendes Vergehen mit weitreichenden ökologischen und gesellschaftlichen Folgen.“
Der jüngste Fall von illegal geschossenen Bibern, die im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld im Biomüll einer Kompostieranlage entdeckt wurden, steht beispielhaft für Hunderte solcher Delikte.
Verdächtig ist ein 41-jähriger Jäger, der die streng geschützten Biber illegal geschossen, enthauptet und entsorgt haben soll. Vielerorts haben sich die gefräßigen Nager in Naturgebieten derart stark vermehrt, dass sie als Plage angesehen werden.
Während es 2019 im Bundesland Niederösterreich gerade einmal zwei angezeigte Fälle von "vorsätzlicher Schädigung des Tier- und Pflanzenbestandes“ (Paragraf 181f StGB) geben hat, scheinen in der Kriminalstatistik von 2024 bereits zwölf solcher Delikte auf. Die Jahre davor waren es jeweils vier bis sechs Anzeigen. Dazu kamen im Vorjahr 70 Delikte wegen des Eingriffes in fremdes Jagd- und Fischereirecht (§ 137 StGB) sowie 13 wegen "Schweren Eingriffs“ in fremdes Jagd- und Fischereirecht (§ 138 StGB).
Bestand gefährdet
Viele der verfolgten Tierarten wie beispielsweise der Kaiseradler, Seeadler oder der Luchs und der Wolf, sind in Österreich äußerst selten und somit bedroht. Die illegale Verfolgung im Rahmen der Wildtierkriminalität kann diese Bestände stark gefährden und sogar zum Aussterben führen, mahnen der WWF und Birdlife Österreich.
"Gerade bei seltenen Arten wie diesen ist schon der Verlust eines einzelnen Tieres ein schmerzlicher Rückschlag und kann das Überleben der gesamten Spezies gefährden“, warnt WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre.

Ein vergifteter Adler, der 2024 im Bezirk Korneuburg entdeckt wurde
Nur die Spitze des Eisberges
Wie es bei der Polizei und den Experten für Umwelt- und Wildtierkriminalität des nö. Landeskriminalamts heißt, sind die angezeigten Fälle aber nur "die Spitze des Eisberges“. "Denn viele dieser Straftaten werden gar nicht erst entdeckt, weil die Kriminellen die getöteten Tiere meist gekonnt verschwinden lassen“, so ein Ermittler.
Als besonderes Problem hat sich in den vergangenen Jahren die Verfolgung der streng geschützten Könige der Lüfte heraus kristallisiert. Gerade die Donau-Auen in NÖ oder der Seewinkel im Burgenland haben sich zu einer Art "Bermudadreieck“ für Kaiser- oder Seeadler entwickelt. Weit über 120 Exemplare streng geschützter Greifvögel haben in diesen Gebieten den qualvollen Tod gefunden.
Carbofuran
Die meisten werden erschossen oder vergiftet. Zum Einsatz kommt dabei meist das verbotene Nervengift Carbofuran. Ein Stoff, der früher als Pestizid im Einsatz war, aber seit 2008 in der EU verboten ist.
Wer Exemplare einer geschützten Tierart rechtswidrig tötet, dem drohen bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe. Zu Verurteilungen kommt es aber in sehr wenigen Fällen, erklärt ein Polizeisprecher. Laut WWF sind bislang weniger als 15 Verurteilungen im Zusammenhang mit Wildtierkriminalität bekannt. Werden Jäger bei solchen Taten überführt, geht damit auch der Verlust der Jagdberechtigung einher.
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