Bergrettung: Gefährliche Einsätze wegen Leichtsinns im Pulverschnee

Bergrettung: Gefährliche Einsätze wegen Leichtsinns im Pulverschnee
Bergretter müssen den Übermut von Wintersportlern ausbaden, die sich in gefährliche Hänge wagen

Bereits seit Tagen raten Lawinenexperten wegen der großen Gefahr von Skitouren und Variantenfahren im freien Gelände ab. Doch auch am vergangenen Wochenende schlugen Wintersportler die Warnungen wieder in den Wind. Und das obwohl abseits der Pisten verbreitet die zweithöchste Lawinenwarnstufe (4 von 5) ausgerufen wurde.

Es sind die Bergretter, die diesen Übermut ausbaden müssen. In Gerlos im Zillertal mussten am Samstag sieben Mann bei Dunkelheit und Schneetreiben ausrücken, um einen 21-jährigen Deutschen aus dem Tiefschnee zu bergen. „Es hatte minus 10 Grad. Er hätte die Nacht nicht überlebt“, sagt Ortsstellenleiter Christian Münnich.

Ohne Ausrüstung und Können

Der Deutsche hatte die gesicherte Piste verlassen. Ohne Lawinenausrüstung und noch dazu ohne die notwendigen skifahrerischen Fähigkeiten fuhr der Mann in einen Hang ein, in dem der Neuschnee bis zu den Achseln reichte.

Unter einer Liftrasse blieb der Deutsche im Schnee stecken. Die Bergretter seilten sich von einer Gondel zu dem Wintersportler ab. „Wir haben ein kleine Piste für ihn abgerutscht, damit er runterfahren konnte“, erzählt Münnich.

Leben der Helfer

Für Bergretter gilt es bei jedem Einsatz abzuwägen, wie viel Risiko sie in Kauf nehmen. „Wenn Gefahr für meine Mannschaft und mich besteht, gehen wir da nicht rein. Wir haben auch Familien“, sagt Münnich. Aber auch beim Bergeeinsatz am Wochenende war klar: „Ganz ungefährlich ist so eine Geschichte nie.“

Dem 21-Jährigen wird das unfreiwillige Abenteuer auch eine monetäre Lehre sein. 38 Euro (netto) pro Mann und Stunde kostet ein Einsatz der Tiroler Bergrettung. Wenn der Urlauber keine entsprechende Versicherung hat, wird er auf über 700 Euro Kosten sitzen bleiben.

Hunderttausende Euro Bergekosten

Hunderttausende Euro stellt die Tiroler Bergrettung jedes Jahr für Einsätze in Rechnung, sagt Geschäftsführer Peter Veider. Dass seine Leute im Winter immer wieder Freizeitsportler retten müssen, die leichtsinnig Lawinenwarnungen in den Wind geschlagen haben, sieht der Profi nüchtern: „Solche Unbelehrbaren gab es immer schon und wird es immer geben. Das gehört für uns zum Geschäft. Aber das sind überschaubare Mengen.“ Immerhin seien Tausende Wintersportler in den Bergen unterwegs.

Unterschätzt werden die Gefahren immer wieder von Variantenfahrern, die sich neben der Piste eine Tiefschneefahrt gönnen wollen. „Die sehen im Internet Videos mit tollen Bildern, haben aber oft keine Ahnung und fahren trotzdem ins freie Gelände“, sagt Christian Münnich von der Ortsstelle Gerlos. Dabei lägen derzeit sogar auf der Piste 30 Zentimeter Pulverschnee, gibt er zu bedenken.

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