"Wäre am Outing fast zerbrochen"

Gabriel, Hosp und Wimberger im Café Savoy in Wien: Sie setzen sich für bessere Beziehungen der Polizei zur Community ein.
Verein Gay Cops Austria setzt sich für bessere Bedingungen für Homosexuelle bei der Polizei ein.

Ein Outing als Homosexueller in einer Männerbastion? Wie schwierig das sein kann, weiß Polizist Josef Hosp: "Ich wäre fast daran zerbrochen", erinnert er sich. Daher ist er seit 2007 im Verein Gay Cops Austria aktiv. Nicht zuletzt Dank des Engagements des Vereins haben sich die Bedingungen für Homosexuelle bei der Polizei verbessert. Ebenso will der Verein dafür sorgen, Ängste gegenüber der Polizei in den Communities abzubauen. Der KURIER traf drei Vertreter der Gay Cops Austria zum Interview.

Hosp outete sich im Jahr 1991. Damals arbeitete er in Vorarlberg bei der Zollwache. "Mein Kollege wollte das Zimmer nicht mehr mit mir teilen", schildert er. "Man hätte ihm ja unterstellen können, er sei auch so veranlagt." Manche Kollegen machten sich über ihn lustig, einer unterstellte ihm gar strafrechtliche Delikte. "Ich war kurz davor, mir das Leben zu nehmen", gesteht Hosp. "Irgendwann sagte ich mir: Das kann so nicht weitergehen."

Er wurde aktiv, war Mitbegründer der Gay Cops Austria, wandte sich an die Öffentlichkeit und trat auch bei Veranstaltungen der homosexuellen Community in Uniform auf: "Damit auch sie die Angst vor der Polizei verlieren", erklärt er. Um ein Zeichen zu setzen, habe er seine Uniform sogar bei seiner Verpartnerung getragen.

"Wäre am Outing fast zerbrochen"
Gay Cops Austria
Mittlerweile hat Gay Cops Austria 56 offiziell geoutete Mitglieder. Insgesamt gebe es rund 250 Unterstützer, die teils anonym bleiben wollen, erklärt Hosp. Denn nach wie vor hätten viele Polizisten – vor allem höherrangige –, die Angst, ein Outing könne der Karriere schaden.

Dass sich die Bedingungen mittlerweile aber besserten, bestätigt Christina Gabriel, Polizistin im Wiener Landeskriminalamt. Bis 2006 hatte sie ihre Beziehung zu einer Frau geheim gehalten. "Nach meinem Outing habe ich aber nur positive Erfahrungen gemacht", schildert sie. Das Versteckspiel zuvor habe extrem viel Energie gekostet. "Man muss immer aufpassen, was man sagt: mit wem man auf Urlaub oder Abendessen war." Früher suchte sie neutrale Bezeichnungen wie "meine bessere Hälfte". Mittlerweile könne sie schlicht sagen: "Mit meiner Freundin."

Ihr Kollege Marek Wimberger wiederum startete seien Polizeidienst einst als Kollegin: Er ist transgender. Die Kollegen reagierten verunsichert bis neugierig, Negatives erlebte er aber nicht. "Es gab bloß Diskussionen, ob ich einen Spind im Umkleideraum für Männer oder für Frauen bekomme. Mittlerweile habe ich einen bei den Männern. Wie es sich gehört." Manchmal würden ihn manche Menschen noch mit "Frau Inspektor" ansprechen. "Da muss ich überlegen, wie ich sie freundlich korrigiere, dass ich ein Herr Inspektor bin."

Kontakt zur Community

Hosp ist erleichtert, dass seine Kollegen mittlerweile bessere Erfahrungen machten als er. Sie alle wollen sich weiterhin für Verbesserungen einsetzen – auch bei den Kontakten zu den Communities: Nach wie vor haben Homosexuelle oder Transgender-Personen, die Opfer von Verbrechen werden, oft Angst, zur Polizei zu gehen: Sie fürchten, nicht ernst genommen oder unfreiwillig geoutet zu werden. "Hier wollen wir noch mehr Vertrauen aufbauen", sagt Hosp.

www.gaycopsaustria.at

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