Bedarf in der Gastronomie: Wenn sich kein Betreiber findet

Bedarf in der Gastronomie: Wenn sich kein Betreiber findet
Der neue Stadtpark in Liesing sollte mit einem Parkcafé zum Publikumsmagneten werden. Es findet sich aber kein Betreiber. Dabei ist im ganzen Bezirk die Gastrodichte so niedrig wie sonst nirgends in Wien

Es ist das große Prestige-Projekt in Liesing: der Stadtpark Atzgersdorf. Auf 17.000 Quadratmetern, also circa der Fläche von vier Fußballfeldern, soll es alle Stückeln spielen. Picknickwiese, Nebelduschen, Wasserspielplatz, Klettermöglichkeiten und auch Sportgeräte werden hier ab Frühjahr 2023 zur Verfügung stehen. Naturdenkmäler gibt es hier ebenso wie einen 80 Jahre alten Baumbestand. Ein Ort zum Wohlfühlen also.

Was fehlen wird, ist aber ein Lokal. Dabei hat der Bezirk in den vergangenen Monaten keine Mühen gescheut, um einen Betreiber für ein Restaurant oder ein Kaffeehaus zu finden, um die Location zu einem Premium-Ausflugsziel zu machen. Mehrmals habe man das Projekt ausgeschrieben, auch über die Gastro-Fachgruppe in der Wirtschaftskammer Wien habe man die Suche publik gemacht, heißt es im Büro von Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ). Bis jetzt konnte sich aber niemand für diesen Standort begeistern.

Bedarf in der Gastronomie: Wenn sich kein Betreiber findet

Flaute am Stadtrand

Dabei wären in Liesing die Voraussetzungen für ein neues Lokal denkbar gut. Von einem Überangebot an Gastro kann man im Bezirk nämlich nicht sprechen. Ganz im Gegenteil.

Der 23. Bezirk weist die geringste Dichte an Lokalen in ganz Wien auf. Während es in der Inneren Stadt ein Lokal pro 20 Einwohner gibt, sind es in Liesing ein Lokal pro 415 Einwohner. Gastrotechnisch gut bestückt sind auch Neubau und Mariahilf. Fast genauso schlecht wie in Liesing sieht es hingegen in Donaustadt und Floridsdorf aus (siehe Grafik). Und das, obwohl alle drei Bezirke Stadtentwicklungsgebiete sind – und dementsprechend immer mehr Menschen zuziehen.

Auch in der relativ jungen Seestadt im 22. Bezirk lassen sich nur wenige Gastronomen nieder – einige mutige wagen es dennoch (siehe Artikel unten). Potenzielles Klientel gäbe es auch in Liesing genug. Allein im Carré Atzgersdorf, das in unmittelbarer Nähe vom neuen Stadtpark liegt, werden in den nächsten Jahren 1.500 Wohnungen entstehen. Erst im Herbst wurde auch ein Bildungscampus für 1.100 Kinder und Jugendliche wenige Meter entfernt vom Stadtpark eröffnet.

Atzgersdorf ist darum ein besonders attraktiver Standort für junge Familien – also theoretisch genau die Zielgruppe für ein Parkcafé. Aber was sind dann die Gründe, warum sich kein Betreiber findet? „Ein großes Problem ist, dass man das Lokal nicht nur betreiben, sondern auch erbauen muss“, sagt Bezirksrat Wolfgang Ermischer (SPÖ). Nachdem der ganze Park auf dem Areal des ehemaligen Campingplatzes Wien Süd errichtet wird, befindet sich dort noch kein geeignetes Gebäude.

Ein Unternehmer müsste also auch die Bau – und Materialkosten stemmen – etwas, das angesichts der aktuellen Teuerungen wohl einige abschreckt. „Außerdem sind viele noch von den Schließungen während der Corona-Lockdowns belastet“, sagt Ermischer.

Ein weiterer Minuspunkt für mögliche Betreiber ist, dass diese auch Toiletten für alle Parkbesucher zur Verfügung stellen müssten.

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