"Ganz untypisch für Salzburg"

„Die Panzerhalle ist in Salzburg sicherlich ihrer Zeit voraus“, meint Barkeeper Michael Steinbacher
Wo einst Panzer parkten, arbeiten heute 60 Firmen aus verschiedenen Branchen unter einem Dach.

In der Markthalle, dem Herzstück der Panzerhalle in Salzburg-Maxglan, steigt der Geräuschpegel. Es ist Mittagszeit. Laufend trudeln Mitarbeiter der hier ansässigen Firmen zum Essen ein. Das riesige Gebäude war Teil der ehemaligen Struberkaserne. Sie ist bis auf die heruntergekommenen Zaunpfosten am Rande das Areals das letzte Erinnerungsstück an die Kaserne. Die Militärbaracken sind modernen Wohnhäusern gewichen. Gut 800 Menschen leben im "Freiraum Maxglan", wie das neue Viertel heißt.

Investor Marco Sillaber entschloss sich 2011 mit seinem Geschäftspartner Johann Kainz, die Halle vor dem Abriss zu bewahren. Er baute das 200 mal 50 Meter große Gebäude aus. Die alten Gemäuer blieben erhalten, das Dach wurde abgetragen und neu errichtet; mit einem Obergeschoß samt Lofts. Dort, wo früher schweres Geschütz des Heers vor sich hin rostete, blühen nun 60 Unternehmen aus verschiedenen Branchen auf, darunter eine Neurologie-Praxis, ein Haubenrestaurant und Werbeagenturen. In der Markthalle finden sich dann viele Besucher und Mitarbeiter zusammen.

"Ganz untypisch für Salzburg"
Panzerhalle Salzburg: Bild: Walter Schweinöster
Die Gastronomiebetriebe verkaufen dort Fisch- und Fleischgerichte, Vegetarisches und Veganes. Dazu gesellen sich etwa eine Bäckerei, ein Blumengeschäft und ein Gewürzstand. Obst- und Gemüsestände sollen künftig ebenfalls einziehen. Backsteinwände und Schiffscontainer als Raumteiler runden die lockere Atmosphäre ab.

Auch Sandra Eder ist öfter hier anzutreffen. Sie betreibt im Obergeschoß ein Wachs-Studio. Es ist ihre zweite Filiale in Salzburg. Jene in Schallmoos sei im Sommer drei Wochen im Voraus ausgebucht gewesen. Als sie von den Plänen Sillabers hörte, sei sie überzeugt gewesen, auch in der Panzerhalle aufzusperren.

Tätowierer gesucht

Nun teilen ihre Mitarbeiter und sie den Arbeitsplatz mit Frisören, Nagelpflegern sowie Kosmetikern. Ein Tattoo-Studio wäre bezugsfertig – nur hat sich noch kein Tätowierer gefunden. "Die Idee ist, dass die Kunden den ganzen Tag im Beauty-Bereich verbringen können", sagt die Unternehmerin. Von der Pediküre bis zum Haarschnitt. "Die Panzerhalle ist etwas ganz besonderes, ganz untypisch für Salzburg", meint Eder.

"Ganz untypisch für Salzburg"
Panzerhalle Salzburg: Waxstudio: v.l.: Anna Bochman und Sandra Eder Bild: Walter Schweinöster
Trotz der Unis mit rund 20.000 Studierenden schafft es die Festspiel-Stadt mit ihrem biederen Ruf nur bedingt, bei den Jungen zu punkten. Nicht wenige sprechen der Landeshauptstadt überhaupt jegliches urbanes Flair ab. Geschäftsmann Sillaber tritt mit der Panzerhalle den Gegenbeweis an. Ihm gelang es schon vor mehr als zehn Jahren, aus dem Gusswerk, einem ehemaligen Industriebetrieb im Norden der Stadt, einen Anziehungspunkt für Firmen aus der Kreativwirtschaft zu etablieren.

Hoffen auf Besucher

Michael Steinbacher steht hinter seiner Bar in der Markthalle. Hier mixt er den Gästen ihre Cocktails. Alles Eigenkreationen, sagt der 27-Jährige, der 2014 Barmann des Jahres war. Gäste, die eigens zu ihm kommen, verirren sich aber noch eher mäßig nach Maxglan. Ein Problem, mit dem auch der Feinkost-Stand zu kämpfen hat. Alle hoffen sie auf Besucher aus der Stadt und dem nahen Wohngebiet. "Die Panzerhalle ist in Salzburg sicher ihrer Zeit voraus", meint der Barkeeper.

Verkauf und Abriss

Jahrelang stritt die Politik um die Nachnutzung der Kaserne. Sogar ein Gefängnisbau stand auf dem Areal zur Debatte. 2007 machte zunächst eine niederländische Immobiliengruppe das Rennen. Für 15,5 Millionen Euro übernahm sie das frühere Kasernengelände. Im März 2011 begann der Abriss der Militärgebäude – nur die Panzerhalle blieb erhalten.

Neugestaltung

Auf rund 50.000 m² errichteten gewerbliche und gemeinnützige Wohnbau-Gesellschaften mehr als 350 Wohnungen für 800 Menschen. Der Spatenstich für den „Freiraum Maxglan“ erfolgte Ende 2011. Zwei Jahre später zogen die ersten Bewohner ein.

Umbau der Panzerhalle

Die Zukunft der 200 mal 50 Meter großen Panzerhalle war lange ungewiss. Auch der Abriss oder eine Nutzung als reine Event-Location standen im Raum. Die Investoren Marco Sillaber und Johann Kainz übernahmen 2011 die Halle. Sie steckten 33 Millionen Euro in den Ausbau. 60 Firmen haben sich seit der Fertigstellung 2015 auf den 18.000 m² Nutzfläche in der Halle und dem neu errichteten Gebäude daneben niedergelassen.

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