Führerschein: Das große Schummeln

Führerschein: Das große Schummeln
Kameras in Brillen und Ohrstöpsel mit Verbindung nach außen. Fahrschulen im Visier.

Bei Führerscheinprüfungen wird eifrig getrickst. Das Schummeln hat offenbar bereits solche Dimensionen angenommen, dass das Verkehrsministerium am Donnerstag einen neuen Erlass zu diesem Thema herausgegeben hat. Die Fahrschulen werden darin aufgefordert, verstärkt gegen das "unkorrekte Verhalten" der Prüflinge vorzugehen.

Aufgelistet wird auch penibel, welche Methoden zuletzt aufgeflogen sind: Brillen (in denen eine Kamera eingebaut ist) oder Ohrstöpsel, Ohrhörer und Hörgeräte für eine unzulässige Kommunikation nach außen. Auffällig sei etwa gewesen, wenn Kandidaten mit unüblich vielen Kleidungsstücken (z. B. Jacke im Hochsommer) zur Prüfung erschienen sind.

Prüf-Tourismus

Doch auch einige Fahrschulen selbst stehen unter Manipulationsverdacht. So gibt es zunehmend einen Prüftourismus Richtung bestimmter – in der Szene namentlich längst bekannter – Fahrschulen. Schüler legen zwar die Kurse bei seriösen Unternehmen ab, gehen dann aber zur Theorieprüfung zu anderen Fahrschulen. Seit Jahren sorgt dies für Ärger bei deren seriösen Konkurrenten.

Solche Fahrschulen, bei denen eine größere Anzahl an Kandidaten nur zur Theorieprüfung antritt, sollen nun kontrolliert werden. Der Erlass des Verkehrsministeriums kündigt jedenfalls bereits stichprobenartige Überprüfungen an.

Neue Prüfungsfragen

Führerschein: Das große Schummeln
Alexander Seger, Alex, Fahrschule Fürböck
Auch die Prüfung selbst wurde überarbeitet. Für 50.000 Euro wurden mit Geldern des Verkehrssicherheitsfonds rund 2000 Fragen neu überarbeitet. Einer der Initiatoren war Alexander Seger, Besitzer der FahrschuleFürböck in Mödling (NÖ). Ihm waren die Bilder bei der Prüfung ein Dorn im Auge. So sind dort Brücken zu sehen, die 1982 abgerissen worden sind. Manche Automodelle sind aus den 60er-Jahren. Experten wunderten sich außerdem immer wieder über die vielen Fragen zur Fahrzeugtechnik. Tatsächlich sind die neuesten Fahrzeugmodelle großteils per Computer gesteuert, der Lenker kann eigentlich gar nichts mehr selbst reparieren. Dazu haben sich auch Regeln geändert, manche in den Prüfungsfragen gezeigte Markierungen gibt es gar nicht mehr.

Für die Überarbeitung wurde auch erstmals analysiert, welche Fragen am häufigsten richtig oder falsch beantwortet worden sind (siehe Grafik). "Die schwierigen sind aber allesamt nur einen Punkt wert", erklärt Seger. Werden sie falsch beantwortet, ist die Prüfung also noch lange nicht verloren.

In der ersten Märzwoche werden jedenfalls keine Führerscheinprüfungen stattfinden und die neuen Fotos hochgeladen. Wer bei der Vorbereitung künftig etwas Zeit hat, kann nach versteckten "Ostereiern" suchen. Seger hat zum Beispiel eine Anspielung auf die TV-Serie "How I met your mother" in einem Foto versteckt. (Psst, bei Frage 12.030).

Schilder bleiben alt

Führerschein: Das große Schummeln
Auf eine derartige Reform warten jedenfalls die heimischen Verkehrsschilder. So sind auf den Verkehrszeichen "Autos und Motorräder verboten" oder bei Eisenbahnübergängen noch Dampfloks und Fahrzeuge aus den 20er-Jahren zu sehen. Über eine Änderung (wie in anderen Ländern bereits passiert) wird seit Jahrzehnten diskutiert. Vielleicht nimmt sich das ja der neue Verkehrsminister Gerald Klug vor.

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