Front gegen Skischaukeln

Touristiker und Seilbahnbetreiber möchten gerne das Skigebiet Axamer Lizum über die geschützten Kalkkögel mit der dahinter liegenden Schlick verbinden
Alpenverein und Naturfreunde warnen vor Aushöhlung von Schutzgebieten

Die Vergangenheit strahlt in olympischem Glanz. Die Axamer Lizum war bei den Winterspielen 1964 und 1976 in Innsbruck neben dem Patscherkofel Austragungsort der alpinen Skibewerbe. Doch in einer Aussendung der ARGE Brückenschlag warnte der Axamer Bürgermeister Rudolf Nagl am Donnerstag, dass dem Tiroler Skigebiet „das baldige und wohl endgültige Aus“ droht. Und zwar dann, wenn die Pläne eines Zusammenschlusses der Lizum mit der Schlick 2000 im Stubaital weiter blockiert werden.

Das Schreiben wurde just verschickt, als Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora gerade gemeinsam mit Leopold Füreder, dem Vorsitzenden der Naturfreunde Tirol, eine Pressekonferenz abhielt. Bei der erklärten sie, warum ihre Vereine eine Skischaukel „mit aller zur Verfügung stehender Macht“ verhindern möchten.

Ruhegebiet dazwischen

Zwischen den Skigebieten türmen sich nämlich die imposanten Kalkkögel und das gleichnamige Ruhegebiet auf (in diesen speziellen Schutzzonen ist u.a. die Errichtung von Seilbahnen ausdrücklich verboten). „Das Ruhegebiet einzuschränken oder aufzuheben wäre ein Verstoß gegen die Alpenkonvention und internationales Recht“, stellte Ermacora klar.

Das ist soweit nichts Neues. Doch zuletzt wurden verschiedenste Pläne einer Skischaukel über die Kalkkögel kolportiert, weswegen sich die alpinen Vereinen genötigt sahen, „eine massive Front gegen Begehrlichkeiten aufzubauen“, sagte Ermacora.

Der OeAV-Präsident ortet einen österreichweiten Trend, „Schutzgebiete allmählich zu beschneiden und auszuhöhlen“. Nicht nur durch Pläne für Straßen- oder Kraftwerksbauten, sondern eben auch durch Skigebiets-Zusammenschlüsse. Liliana Dagostin, Chefin der Abteilung Raumplanung beim OeAV, nennt etwa die Idee einer Stollenbahn, die das Skigebiet Sportgastein (Salzburg) mit dem Mölltaler Gletscher verbinden hätte sollen. „Die Pläne sind 2012 schubladisiert worden. Die Untertunnelung hätte mitten durch die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern geführt.“

Neuer Anlauf in OÖ

Auf dem Weg aus der Schublade sind offenbar gerade wieder Pläne für eine Verbindung der oberösterreichischen Skigebiete Hinterstoder-Höss und Wurzeralm. Die Skischaukel beißt sich mit dem dazwischen liegenden und erst 2008 verordneten Naturschutzgebiet Warscheneck Nord. 2012 hatten Umweltschützer das Projekt zu Fall gebracht. „Jetzt hört man wieder von den abenteuerlichsten neuen Varianten“, meint Herbert Jungwirth vom Alpenverein Oberösterreich besorgt.

Im Büro von Naturschutz-Landesrat Manfred Haimbuchner (FP), der sich 2012 gegen die Skischaukel ausgesprochen hat, ist von neuen Plänen nichts bekannt. Ein derartiges Vorhaben sei aber nach wie vor undenkbar.

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