Freude an unbezahlter Arbeit: Wienerin erzählt über ihr Engagement

Freude an unbezahlter Arbeit: Wienerin erzählt über ihr Engagement
Tag des Ehrenamtes: Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Österreich leisten Freiwilligenarbeit. Susanne Meitz war in Lateinamerika, Afrika und Asien.

Den Job kündigen, die Wohnung untervermieten und auf einem anderen Kontinent ein neues Leben leben – zumindest für ein paar Monate: Die Wienerin Susanne Meitz hat diesen Schritt 2014 gewagt. Seither hat sie unter anderem im Hochland Mexikos, in einem Kloster in Sambia oder in einem Arbeiterdorf in Kolumbien gelebt.

Und dort auch noch Gutes getan, denn sie hat sich als Freiwillige engagiert. Anlässlich des „Internationalen Tages des Ehrenamtes“ am 5. Dezember hat sie mit dem KURIER über ihre Erlebnisse gesprochen.

Grundsätzlich sind die Österreicher sehr fleißig, was freiwilliges Engagement betrifft: Laut Sozialministerium leisten hierzulande 3,5 Millionen Menschen Freiwilligenarbeit – eine von ihnen ist eben Susanne Meitz.

Erster Halt: Mexiko

„Ich habe als junge Frau eine Ausbildung zur Kamerafrau gemacht und wollte Dokumentarfilme in aller Welt drehen“, erzählt die 62-Jährige. „Aber dann ist mir das Leben dazwischengekommen. Als alleinerziehende Mutter ging das nicht.“ Doch dann war das Kind erwachsen, der Job nicht mehr erfüllend und das Abenteuer noch nicht erlebt. „In Absprache mit meiner Tochter habe ich gekündigt und bin ein halbes Jahr nach Mexiko gegangen.“

Viele Arten des Engagements

Freiwilliges Engagement gibt es in den vielen Bereichen: bei Feuerwehr und Rettung, im Kultur- oder Sportverein oder eben bei Projekten in aller Welt. Bei „Jugend eine Welt“ gibt es zum Beispiel das Senior-Experts-Programm: Dafür sind Menschen ab 35 Jahren mit Berufserfahrung gefragt, die ihre Expertise mehrere Monate in den Dienst einer guten Sache stellen. Wie Meitz, die aus dem Bereich Grafik, Fotografie und Öffentlichkeitsarbeit kam und Englisch und Spanisch beherrscht.

So verschlug es sie nach Mexiko, Costa Rica, Guatemala, Sambia, Südafrika, Simbabwe und Nepal. Heuer war sie von Jänner bis September in Kolumbien, in der Nähe von Cartagena, bei der katholischen Fundación Madre Herlinda Moises.

Kost und Logis

Kost („recht deftig“) und Logis („ein kleines Zimmer mit eigenem Klo und Bad“) sind inkludiert, Bezahlung gibt es keine. Dafür machte ihr die Tätigkeit jede Menge Freude. Unter anderem hat sie Flyer entworfen, die Website neu gestaltet und generell „Ordnung ins Chaos gebracht“. Improvisationskunst sei viel wert, denn „Geld ist quasi nicht existent. Dann muss man ein Plakat mit der Hand malen. Und dann fehlen Schere und Filzstift.“

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In Kolumbien gab es die "Oasis", eine Art Lehr-Garten für Kinder. Auch dort arbeitete Meitz mit

Viel Spaß hat ihr auch die Mitarbeit beim Gartenprojekt „Oasis“ gemacht. Dort lernen die Kinder über Bienen, Insekten und Pflanzen der Region.

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Unter anderem versuchte sie sich auch als Imkerin

„Am meisten getaugt hat mir aber der Fotoworkshop mit Jugendlichen.“ Die meisten besaßen zwar nicht einmal ein Handy. „Aber irgendwie haben wir Equipment zum Fotografieren ausborgen können. Man muss eben immer Improvisieren.“ Die Jagd nach Fotomotiven habe dann alle begeistert.

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Gemeinsam war man auf der Jagd nach dem schönsten Fotomotiv. Die Jugendlichen waren mit großem Eifer bei der Sache

Und natürlich gibt es auch Missverständnisse im interkulturellen Alltag: „Ich habe erst nach ein paar Monaten gelernt, dass man sich in Kolumbien etwa öffentlich nicht schnäuzt“, sagt sie und lacht.

Hilfe oder Austausch?

Laut Sozialministerium ist das wichtigste Motiv für Freiwilligenarbeit, anderen zu helfen. 90 Prozent stimmten laut einer Umfrage dieser Aussage zu. Gefolgt von „Nützliches zum Gemeinwohl beitragen“ und „mit Menschen in Kontakt kommen“.

Das mit dem „Helfen“ findet Meitz „einen schwierigen Begriff“. Denn „eigentlich ist es mehr ein Geben und Nehmen. Es ist ein Austausch auf Augenhöhe“.

Und wo wartet das nächste Abenteuer? „Meine Tochter bekommt ein Baby. Jetzt freue ich mich einmal aufs Oma-Dasein“, erwidert Meitz. Aber es werde sie sicher wieder in die Ferne ziehen. Nach Asien oder Afrika. Oder noch einmal nach Kolumbien. „Da bin ich wirklich offen.“

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