Freie Fahrt für Lkw: "Das wäre Wahnsinn"

Autos stauen sich am 22.12.2012 in München (Bayern) auf der Autobahn A99 vor dem Autobahn-Kreuz München Süd. Nach dem hohen Verkehrsaufkommen am Samstag erwartet der ADAC für den 23. und 24.12.2012 eine Entspannung auf den deutschen Autobahnen. Foto: Tobias Hase/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Tirol. Land und Asfinag streiten über mögliche Negativfolgen einer Entlastungsmaßnahme.

Wenn es um das Ende des Vignettenkorridors bei Kufstein ab 1. Dezember geht, ist sich die Tiroler Landesregierung mit Asfinag und Verkehrsministerium praktisch nie einig. Das gilt auch für ein vom Bund erlassene Verordnung, die Lkw im Winter an Samstagvormittagen die Abfahrt von der Autobahn bei Kufstein Süd untersagt. Die Idee dahinter: Der Urlauberschichtwechsel soll nicht durch Lastwagen gestört und die vor Mautflüchtlingen zitternde Stadt verkehrstechnisch entlastet werden.

Doch laut dem Land hat die Idee, wie berichtet, einen Pferdefuß. Anliefernde Lkw dürften nämlich der Zufahrtssperre einer Ausnahme in der Verordnung zufolge ausgerechnet über das Ortsgebiet von Kufstein ausweichen. Und das obwohl dort ein Lkw-Fahrverbot gilt. „Wir hätten dem Verkehrsministerium sagen können, dass diese Maßnahme ein Bumerang wird. Aber wir wurden hier vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne).

Entsetzen bei Ortschef

Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel ist entsetzt: „Das wäre ein verkehrstechnischer Wahnsinn und ein weiterer Reinfall in Bezug auf die von Asfinag und Ministerium ausgearbeiteten Begleitmaßnahmen.“ Die Asfinag sieht die Sachlage jedoch anders als Felipe und ihre Experten: Die vom Land Tirol zitierte Ausnahmeregelung des Lkw-Fahrverbotes sei im Stadtgebiet von Kufstein nicht schlagend, heißt es in einer Aussendung. Krumschnabel beruhigt das wenig. „Bis das entschieden ist, fahren vielleicht hunderte oder tausende Lkw durch Kufstein.“

Dass Lastwagen eventuell die für sie geltende Sperre über das Ortszentrum umfahren können, vermag nicht einmal Tirols Wirtschaftskammerpräsidenten Jürgen Bodenseer zu entzücken. „Das wäre ein Schildbürgerstreich und widerspräche jedem Umweltgedanken.“

Neues Mautgesetz

Für Bodenseer ist die Problematik rund um die Vignettenflucht ohnehin nur durch ein neues Mautgesetz, das etwa die ersten zehn Autobahnkilometer hinter der Grenze ausnimmt, zu lösen. Dafür habe er sich am Donnerstag gemeinsam mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) auch bei Christoph Leitl, dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich, in Wien eingesetzt. Leitl ist Mitglied des ÖVP-Teams bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ.

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